#8: Feststoffbatterie, Steuer, Döbereiner-Feuerzeug

Schönen Sonntag. Den Sachsen einen schönen Start ins neue Schuljahr für alle Lehrer, Kinder und Enkel. Diesel-Dieter und seine Stammtischfreunde freuen sich, dass der E-Auto-Ausbau in Deutschland stockt. Dabei ist alles wie immer eine Frage der Perspektive, der Verbrenner gehört ins Museum. 

+++ FESTSTOFFBATTERIE +++

Die Verbrenner-Technologie ist zu Ende entwickelt, Man hat sich bis auf wenige Prozente an das physikalische Effizienzmaximum herangearbeitet, das irgendwo bei 45 % liegt, der Rest ist Wärme und Lärm (das viel beschworene “Gefühl” beim Verbrennerfahren). Die letzten Verbesserungen sind nur noch auf dem Papier und meist halten sie nicht. Die E-Mobilität steht erst am Anfang des Technologie-Zyklus und startet mit über 90 % Effizienz, uneinholbar für Dieter, wie das E-Auto beim Ampelstart…

Ein Schwachpunkt beim E-Auto ist noch die Batterie. Es ist nicht so schlimm wie viele schreiben, mein i3 von 2013 fährt immer noch, mein Tesla (8 Jahre) ist bei 92%. Einige Zoe sind schon unter 70%. Degradation ist ein Thema. Der heilige Gral ist die Feststoffbatterie, die nicht mehr “schlecht” wird und Jahrzehnte hält und nicht brennt. In Forschungskreisen ist klar, wie die sein muss, eine Energiedichte von über 1000 Wh pro Kilo, thermisch sicher, damit es nicht brennen kann und geringe Ladeverluste für wenig Abwärme. 1000 Wh pro Kilo bedeutet, dass man mit 200 Kilo “Akku” etwa 1000 Kilometer weit kommt (bei 20 kWh auf 100 km). 

Da jede Woche eine neue Superbatterien-Sau durchs digitale Dorf getrieben wird, sind wir bei Pressemeldungen immer vorsichtig. Es ist kein Problem eine Eigenschaft einer Batterie zu verbessern, auf Kosten einer anderen. Batterien, die in einer Sekunde vollgeladen werden kann, gibt es schon lange, die heißen SuperCaps und können ganz oft geladen werden. Problem – es geht wenig Energie pro Fläche rein. Es gibt auch kleine Batterien, in die ganz viel Energie geht, die haben das Problem, dass man sie nur sehr langsam laden kann, weil die Abwärme die sonst zerstört. 

Echte Innovation verbessert alle Eckdaten. Samsung hat 2008 den 21 kWh Akku vom BMW i3 entwickelt, der nach sechs Jahren Testen dann 2013 in Serie ging. Schon 2013 wurde der Nach-Nach-Folge-Akku angekündigt, der doppelt so viel Energie speichert bei fast gleichem Gewicht, 2019 wurde der 43 kWh Akku dann im letzten BMW i3 verbaut.

Die Feststoffbatterie mit “SuperGAP” Technik, von der jetzt alle reden, wurde 2021 schon vorgestellt mit dem Ziel 2027. Das ist vergleichbar mit 2008. Die aktuellen Meldungen jetzt von der “Traumbatterie” sind die Folge von 2021, und man kann das so  interpretieren, dass die Entwicklung im Plan ist und wir mit Fahrzeugen rechnen können, die mit Ziel 2027 entwickelt werden und die Technik verbauen. 

Wie funktioniert die Super Gap Feststoffbatterie?


Die Funktionsweise der Technik ist im Kern eigentlich simpel, wie alle guten Lösungen. Bisherige Batterien haben eine viskose Füllung, die Elektronen werden wie Nudeln in einem Topf eingekippt und verteilen sich irgendwie. Bei der Feststoffbatterie versucht man, die Elektronen einzeln wie in einem Vier-Gewinnt-Spiel in einem Raster anzuordnen. So kann man schnell laden und entladen. Der Grund, warum das bisher nicht gut ging, war die Tatsache, dass Elektronen sich abstoßen, es bläht sich auf. die machen das Raster schlichtweg kaputt. Deswegen werden Batterien auch gewickelt, dann kann sich mechanisch innen nicht viel bewegen. 

Was Samsung (und auch etwa ein Dutzend anderer Hersteller) jetzt fertigt sind geplante Lücken oder Kanäle im Material, auf denen die Ladungen bequem und schnell transportiert werden können. Die Abstände (“Super Gaps”) und Materialien werden so ausgelegt, dass die Materialermüdung nur ganz gering ist. Durch die geringen Widerstände entsteht auch weniger Wärme, ein Punkt, der Material kaputt macht.

Streng genommen sind wir mit der Feststoffbatterie von Samsung oder Toyota noch nicht ganz beim finalen “Vier gewinnt” Raster, um Elektronen passgenau einzubauen, eher eine Stufe davor. Das Prinzip ist schon das richtige, verbessert in den Jahren danach wird dann die Anordnung um noch die letzten Prozente rauszuholen.

Die SuperGap-Technologie in Batterien hat damit alles, um wirklich ein nächster Schritt in der Batterie-Entwicklung zu sein: Lebensdauer verlängert, mehr Leistung beim Laden und Entladen, höhere Energiedichte – unter Einhaltung aller Sicherheitsanforderungen. 

Neulich in einer Unterhaltung habe ich das mal testweise angeführt. “Ich kann jeden Diesel-Fahrer verstehen der aktuell noch wartet mit der Anschaffung von einem E-Auto, bis der Feststoff-Akku kommt ist, Laden dann schneller ist als Tanken, und die Reichweite von 1000 km am Stück ist dann auch gut möglich – und der Akku hält dann 20 Jahre. Ich fahre ja nur München – Stuttgart und zurück, und nach Berlin mit dem ICE, da reicht mir das E-Auto schon heute, aber nicht alle haben natürlich die Möglichkeit vom Job aus das zu nehmen, was sie wollen und müssen dann die Kilometer im Stau runterreißen.” Kill them with kindness. Immer lächeln. 

https://www.businesswire.com/news/home/20211228005222/de/


+++ STOCKS TO SELL +++

Ein Promovideo mit SONO N.V. CEO George O’Leary zeigt die Sono Crew und lobt das Buskit und veganes Leben. Irgendwas müssen sie ja machen, die Aktie dümpelt bei 3 Cent. Tu Gutes und sprich darüber. 

https://youtu.be/OVVEenDIQts

+++ JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG +++

Vorgestern (2. August) wurde das Protokoll der Hauptversammlung der Sono N.V. (Muttergesellschaft). veröffentlicht. Alle Beschlüsse einstimmig mit 51% der Stimmen, da Yorkville inzwischen auch die Mehrheit hat. Von den Vertretern der Bambino 225, in der die Gläubiger-Forderungen gebündelt sind scheint entweder niemand da gewesen zu sein oder es gab keine Gegenstimmen.

Die Beschlüsse im Einzelnen:

  • Abschlussprüfer für 2024 - bestätigt

  • George Leary als CEO weiter für ein Jahr - bestätigt

  • Christopher Schreiber und David Dodge als Aufsichtsrat - bestätigt

  • Ausgabe neuer Aktien, Ausschluss des Vorkaufsrechts, CEO darf Aktien kaufen - bestätigt

https://ir.sonomotors.com/sec-filings/sec-filing/6-k/0001171843-24-004405

Keine Überraschungen. Yorkville zahlt die Party und schafft an was gemacht wird. Entscheidend für alle ist was hinten raus kommt. An mangelnder Zustimmung kann es nicht gelegen haben wenn es nicht klappt.



+++ DIESS UND DAS ZU BIDI +++

Herrn Diess (Ex VW-Chef) haben wir live auf der Power2Drive am Stand von The Mobility House (TMH)  gesehen. Er schien sich in dem Umfeld ganz wohl zu fühlen und unterstützt TMH im Verwaltungsrat. Und ist BIDI-Fan. 

Im Interview von Electrive legt er sich nicht fest zwischen AC und DC Bidi, er glaubt, dass beides existieren wird. Da die Komponenten günstiger werden, sieht er auch Wechselrichter im Auto und damit Potenzial für AC, zumindest bei europäischen Modellen: Der Renault 5 wird mit AC-BIDI kommen. TMH arbeitet mit Renault zusammen.

Diess kritisiert die Automobilindustrie subtil mit ihrem Kleben am Verbrenner. Für ihn ist der Drops längst gelutscht und Bidi der Gamechanger zu einer nahezu kostenlosen Mobilität, “der größte Hebel in der Energiewende” und Tor zur Verdoppelung der installierten PV Leistung und nicht nur – wie Habeck es an anderer Stelle formulierte – “die Kirsche auf der Torte”. 

Sehr deutlich wird er ab Minute 20 in Richtung Politik – Regulierung fehlt noch – und ganz besonders zu Minister Wissing und “seinen” e-fuels (“Fake News”).

https://youtu.be/PCjMHwUaK0I?

(electrive- BIDI Teil 1 – Diess)

The Mobility House füllt das Sommerloch mit einer vierteiligen Sommerreihe zum Thema BIDI. In Teil 2 kommen zu Wort der Xaver - ein Urgestein: Das BMW BDL Projekt (70 modifizierte, einzeln zugelassene BMW i3) und das Schweizer Experiment V2X Suisse mit BIDI Spezi Piffaretti.

https://youtu.be/pEmLdGfv4RI?

(electrive BIDI Teil 2 – BMW und V2X-Suisse) 

Bei  V2X Suisse wurden 50 bidirektionale unveränderte Honda e eines CarSharers zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet (V2G) und haben gezeigt, dass V2G klappt inkl. der sekundenschnellen Reaktion auf das Netz. Ökonomisch ist es zurzeit noch nicht darstellbar, weil die in wenigen Stückzahlen vorhandenen BIDI Boxen noch zu teuer sind, aber es geht. In der Serie wird es billiger. 

V2X Suisse: Was der bisher größte Feldversuch für bidirektionales Laden offenbart: 

https://www.electrive.net/2024/07/09/v2x-suisse-was-der-bisher-groesste-feldversuch-fuer-bidirektionales-laden-offenbart/

+++ JEDER GEGEN JEDEN +++


Naturschutz gegen PV

Ein Thema, das zeigt, dass alles “Impact” hat. Der PV-Ausbau schreitet weltweit unaufhaltsam voran. China macht das Geschäft mit den Modulen und baut selber gut aus, einige Unternehmen hierzulande verdienen an der PV mit Marge auf Module, intelligenter Steuerung und eigenen flexiblen Stromtarifen und die Landwirte wollen an ihrer Fläche verdienen, bei Agri-PV doppelt. Ganz neue Probleme im dicht besiedelten Deutschland haben offenbar mancherorts Wildtiere und Versicherungen mit Solaranlagen. Zu wenig Migration der Hirsche ist schlecht für den Genpool. Dieser wurde zwar schon zuvor durch Autobahnen, Bahnlinien und dichte Besiedelung generell gestört. Den letzten beißen die Jagdhunde – jetzt sind die Solaranlagen die Übeltäter, weil Versicherungen einen Zaun oder aufwändige Kameraüberwachung verlangen. Der Hirsch kommt nicht mehr zur Hirschkuh. (Danke an Carsten für den Tipp).

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Photovoltaik-Anlagen-schneiden-Rotwild-Weg-ab,photovoltaik186.html


UBA vs. Wissing

Die Ampel steht auf Gelb-Rot: Das Umweltbundesamt warnt vor HVO 100, welches das Verkehrsministerium so lobt. Wir wissen ja schon länger, dass die HVO 100-Mische nicht skaliert im großen Stil. Die Argumentation ist dennoch spannend, denn nicht das HVO 100 ist schlecht – wer es bekommt, solls gern fahren – sondern alles, was darum gestrickt wird. Stichwort Quotenhandel und unerklärlich hohe Mengen an Frittendiesel.

https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/energie-blog-uba-warnt-vor-dubioser-herkunft-von-hvo100-magazin-13728211

https://www.spiegel.de/wirtschaft/kennzeichnung-hvo100-umweltbundesamt-skeptisch-bei-biodiesel-a-06c7bf8c-b0cf-413c-84b5-e20c740b6ee1



+++ STEUER +++

Immer wieder kommt die Frage, ob man den Verlust oder wenigstens die MwSt.-Zahlung bei Sono steuerlich geltend machen kann.

Sono schreibt:

Sono ist nicht berechtigt, die Rechnung über die Sion Anzahlung zu korrigieren, da die Anzahlung derzeit nicht zurückgewährt werden kann (A 17.1 Abs. 7 Umsatzsteueranwendungserlass). Sie können jedoch versuchen, die Erstattung der Umsatzsteuer direkt bei Ihrem Finanzamt zu beantragen. Dieser Direktanspruch des Leistungsempfängers wurde erst vor kurzem von der Finanzverwaltung anerkannt (siehe Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 12.4.2022). Hiernach ist Voraussetzung für eine direkte Erstattung des Umsatzsteuerbetrags insbesondere, dass (i) Sie keine Vorsteuer aus der Sion Anzahlung geltend gemacht haben und (ii) - nach der Auffassung der Finanzverwaltung – der Abschluss des Insolvenzverfahrens.

Ein Problem von vielen ist, dass die finale Quote erst 2027 feststeht. 2025 erfolgt eine kleine Rückzahlung von 3,57 %, und dann gibt es noch eine variable Komponente, die irgendwo zwischen 0 und allem sein könnte (wir gehen bei der aktuellen Performance eher von nahe 0 aus). Das macht es nicht leicht, jetzt den Verlust zu beziffern. Falls jemand hier was versucht hat, gerne in die Kommentare. Trockenes Thema.

Quelle: https://sonomotors.com/de/faq/ - Danke an Sabine und Stefan für den Link:



+++ SONO IM WEB +++

Vor einigen Jahren habe ich ein kleines Script geschrieben, dass alles zu Sono sammelt und in einer Dropbox ablegt. In letzter Zeit ist weniger los, ein Link hat sich verfangen, Uti Johne und Maike Schäfer waren am Sono Stand und haben Fotos gemacht. Wir kennen die beiden nicht, aber Ehre wem Ehre gebührt, hier der Link:

https://www.modemconclusa.de/smarter-e-europe/



+++ FUN FACT +++

Seit 20 Jahren ist Wasserstoff als Lösung für Verbrenner im Gespräch. Wasserstoff wird eine große Rolle spielen in der Energieversorgung, aber im E-Auto sehen wir das nicht. Forscher am MIT haben ein Verfahren zur Wasserstoffgewinnung aus alltäglichen Materialien entwickelt, vor allem für Schiffe und U-Boote: Meerwasser, Kaffeesatz und Aluminium. Wenn es aktiviert wird, reagiert Aluminium mit Wasser und erzeugt Wasserstoffgas, Wärme und Aluminiumoxid, einen ungiftigen und wertvollen Rohstoff. So könnte auf Schiffen unterwegs Wasserstoff erzeugt werden für den Antrieb, geladen werden müssen nur Aluminium-Pellets und Kaffee. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zugabe von sehr niedrigen Konzentrationen von Imidazol (Bestandteil des Kafeesatzes) zu Meerwasser zu schnellen Reaktionen führt, die in weniger als 10 Minuten abgeschlossen sind.

https://www.golem.de/news/aluminium-alchemie-meerwasser-loesung-des-mit-fuer-saubere-energie-mit-kaffee-2407-187504.html

Wasserstoff-Erzeugung war in der Geschichte immer schon gut für Fun Facts. Die ersten Feuerzeuge aus dem Jahr 1823 (Döbereiner-Feuerzeug) erzeugten aus kleinen Platin-Pellets und Schwefelsäure eine Flamme, man brauchte keinen Zündstein, nur ein Ventil, um das Gas über das Platin streichen zu lassen. Dabei entsteht Wasserstoff, der sich auch gleich entzündet. Mit einem Hebeldruck konnte so eine Flamme erzeugt werden. Produziert wurden die Feuerzeuge bis 1880, bis die Technik durch den Feuerstein und Verbrenner-Feuerzeugen verdrängt wurde. 

Heute erzeugen viele Feuerzeuge die Funken elektrisch und werden mit USB-C geladen und funktionieren ganz ohne Gas oder Benzin. 

Die Erfindung  ist auch ein schönes Beispiel dafür, wie manches früher vielleicht doch besser war. Der Döbereiner Johann war ein Autodidakt, war unter anderem einer der Wegbereiter für das Periodensystem der Elemente. Der Herzog von Sachsen wollte Döbereiner unbedingt als Uni-Prof. anstellen. Da er jedoch Autodidakt war, hatte er keine passenden Titel. Weil früher einiges leichter war, bekam er kurzerhand mit 30 einen Dr. phil. verliehen für seine Überlegungen. Und damit wurde er auch Mitglied in der “Leopoldina”, der wissenschaftlichen Vereinigung, von der man eigentlich zu Corona erst etwas gehört hat. Tatsächlich existiert die Leopoldina seit 1652 und hat sage und schreibe 189 Nobelpreisträger in ihren Reihen. 

Auch Diesel-Dieter profitiert von Döbereiner: Der Katalysator basiert unter anderem auf der Platinkatalyse-Versuchen von ihm, und das 1830.

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_D%C3%B6bereiner

https://de.wikipedia.org/wiki/Platinfeuerzeug

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Schönen Urlaub, bleibt gesund,

Asti und Sebastian 


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