#9: SEV, Kit, Home Assistant, Karlsruhe
Schönen Sonntag. Heute fällt der erste Sonntag mal wieder auf den 1. des Monats, also fast wie früher.
Erstmal vielen Dank für die vielen tollen Rückmeldungen zu den letzten Kolumnen, das freut uns immer sehr. Die Urlaubssaison nähert sich langsam dem Ende, und während die Bayern noch die Welt erobern, wird in Thüringen und Sachsen heute gewählt. Brandenburg zieht dann am 22. September nach. Geht hin.
+++ SONO +++
Der Sion für 25.500 € wäre weiterhin eine super Alternative auf den Straßen, leider hat es nicht geklappt. Die Preise für gebrauchte E-Autos fallen schnell, sodass viele doch noch in den Genuss eines E-Autos kommen können in der Preisregion – wenn auch ohne Solar, ohne Sharing und bidirektionalem Laden. Wobei – nicht ganz. Ein Test von AmbiBox hat gezeigt, dass schon ziemlich viele Fahrzeuge Bidi beherrschen. Wenn vielleicht auch nicht ganz beabsichtigt. Dazu unten mehr.
Was Asti und ich bei Sono einfach nicht verstehen ist die Strategie hinter dem “Sell the Sion” Programm. Man hört rein gar nichts, und die Erlöse sind doch für uns, die Gläubiger. Stattdessen vermodern die Karren in einer teuren Halle, die jeden Monat auch noch Mietkosten verursacht. Akkus und Reifen werden nicht besser.
+++ SEV +++
Es gibt ein neues Video über verschiedene SEV inkl. Sion. Solar rockt immer noch. Der Aptera ist noch im Rennen, alle anderen aus dem Video leider aus dem Rennen ausgeschieden. (Sion u.a. bei 2:58)
https://youtu.be/Z3BcIOX9YLY?si=3gdNOu9TeUEUf5ey
+++ KIT-DEALER +++
Sono Solar ist ja schon eine Weile aus der Insolvenz. Jetzt wird ein weiterer Vertriebspartner vorgestellt. Ein großer Kunde wäre toll.
Ausführlich hier:
https://www.hofmei.de/e/search?q=Bus+Kit+solar
Das Buskit für den 12-Meter-Bus mit 1,4 kWp inkl. allem Kabel, MCU etc. kostet netto 6.176,94 Euro, die Montage bei Bedarf zusätzlich 2.646 Euro. Die Module versorgen die Aggregate, nicht die HV Batterie, da das Buskit auch auf Dieselbussen zum Einsatz kommen soll.
Zudem lädt Sono Fachbesucher ein, zur InnoTrans (24. bis 27.9) und IAA Transportation (17. bis 22.9. Hannover) zu kommen.
“Im Rahmen unserer gemeinsamen Bemühungen, das Solar Bus Kit vorzustellen, wird Sono Motors im September an der kommenden InnoTrans 2024 sowie beide Unternehmen an der IAA Transportation 2024 teilnehmen, zwei führenden internationalen Fachmessen für Verkehrstechnik und den Transportsektor. Wir laden alle Interessierten ein, uns auf diesen Messen zu besuchen, um mehr über unsere innovativen Lösungen zu erfahren und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu besprechen.”
Hinweis liebe Sonos, unter Events steht das nicht auf Eurer Website, da war das letzte 2022 …
https://sonomotors.com/de/press/press-releases/sono-motors-hofmeister-meincke-partnership/
+++ APOLLO +++
Die große Frage ist nach wie vor, ab wann sich eine Solar-Integration rechnet. Wir haben mit “Apollo Solar” ein Start-up gefunden, das ein sehr ähnliches Portfolio hat wie Sono Solar. Flexible Solarpanels für Busse, Solar-Bürgersteige, PV auf Bussen und Trucks. Zudem noch biegsame und rollbare Solaranwendungen (Markisen).
Aus dem Datenblatt von Apollo Solar kann man ersehen, dass etwa 3–8 Prozent Einsparung bei Bussen erreicht werden kann. Dazu kommt jedoch die Investition für den Umbau.
2022 hat Apollo bei einem Audi Solar in die Fahrzeug-Außenhaut integriert und 10–15 km Reichweite geschafft und dafür den JEC Innovation Award gewonnen (Verbund-Werkstoffe).
Sono unterscheidet sich durch die MCU und beim Auto durch und die Polymertechnik (Spritzguss) und wir bleiben dabei: Solar auf Bussen wird sich nur durchsetzen, wenn man zusätzlich aus den Echtzeit-Daten was macht. Jeder Bus ist wie Puck, die Stubenfliege, ein Sensor auf der Straße – und ermittelt die Einstrahlung entlang der Route, inklusive Büschen und Bäumen. Und wenn man nur optimiert, welche Pflanzen man am besten in welchen Kübel packt, abhängig von der Sonne. Mit Solar alleine auf Bussen ist viel Schatten im Business-Case, da muss mehr kommen.
https://apollo-power.com/buses/
+++ ALLRIDE BERLIN +++
Es hat zwar nicht mehr direkt mit Sono und uns zu tun, aber es ist dennoch interessant zu sehen, wie einige Ideen weiterentwickelt werden. Im Jahr 2021 wurde im NDR eine Dokumentation über Macro Scheel, den Geschäftsführer von 'Nordwolle', ausgestrahlt. Ein Satz daraus ist mir besonders in Erinnerung geblieben:
„Wir können nicht alle mit nem MacBook und nem Chai Latte in Berlin im Co-Working-Space sitzen und die 10. Dating-App erfinden. Es gibt auch ein paar Leute, die etwas anfassen müssen und sich die Hände schmutzig machen.“
https://youtu.be/sOciDL6TbCM?si=fgTUwpHWuCMOxH_5&t=10
Wer den Ausschnitt noch nicht gesehen hat, legendär – Marco Scheel von Nordwolle will einen alten Bauernhof renovieren und fasst den Behörden-Wahnsinn gut zusammen.
Laurin bleibt mit einer neuen Unternehmung dem Thema “Mobilität” treu. Bei Sono hat man sich noch die Hände schmutzig gemacht, das neue Konzept ist jetzt digital – oder “asset light”, wie es jetzt heißt – und kommt aus Berlin.
Es ist eine Webapp mit flacher Integration von Tier und Bold (man braucht also noch deren Apps) und man kann das Deutschland-Ticket kaufen und pausieren, was ja ganz praktisch ist. (Ganz frisch: So 10-mal ist die App im Playstore schon heruntergeladen worden). Bei wem man das D-Ticket dann kauft wird erst mal nicht klar, es muss ein ÖPNV/SPNV Unternehmen oder Verkehrsverbund sein. Wie es aussieht, wird man bei Allride lt. AGB “Mitglied”.
Am Anfang scheint es nichts extra zu kosten. Dafür gibt es monatliche Goodies, wahlweise bei Tier oder Bold. Allride will auch Automobilität integrieren, Partner gibt es noch nicht. Der Ansatz, ÖPNV/SPNV mit Individualverkehr zu verknüpfen, ist sinnvoll. Berlin (BVG) hatte einst mit “Jelbi” begonnen, andere Verkehrsbetriebe und Verbünde folgten. Nicht trivial ist die tiefe Integration, also eine App für alles, das kostet. Eine Mobilitätskette zu buchen, ist auch eine Herausforderung.
Das Ganze ist noch sehr am Anfang, und es werden einige Mitarbeitende gesucht zur Entwicklung der Plattform:
https://join.com/companies/ticket-plus
Seit 21. Juni 2024 ist die Marke Allride – gemeinsam mit weiteren Gesellschaftern – angemeldet und beschrieben. Sitz der Firma ist Berlin, am Hackeschen Markt
https://www.northdata.com/?id=6673733282693120
https://join.com/companies/ticket-plus
Pressemitteilung:
https://www.ticket-plus.app/allride-gmbh-startet-ticketplus-das-deutschlandticket-mit-dem-plus-2/
Wir haben uns gefragt, ob wir dieses Thema überhaupt aufgreifen sollten und möchten es auch nicht weiter vertiefen. Da jedoch in der Pressemitteilung ein Bezug zu Sono hergestellt wird, haben wir uns entschieden, es kurz zu erwähnen. Es ist Teil des Abschiedsprozesses, und das Leben geht weiter. Und neugierig waren wir natürlich auch etwas. Viel Glück damit!
+++ POLESTAR +++
Die E-Auto-Flaute hat neben Sono, Byton, Fisker und Lightyear schon einige Start-ups auf Grund gehen lassen. Kritisch wirds aktuell für Polestar, eines der Start-ups, von denen man dachte, die wären schon mehr oder weniger etabliert. Mit dem Polestar 1 PHEV wurde der Markteintritt geprobt, der Polestar 2 wurde das Volumenmodell und ist ein rundum gelungenes Auto. Das Facelift vom Polestar kam schon nicht mehr so gut an (die neue glatte Front sieht aus, als ob beim Lego die Teile ausgegangen sind). Polestar 3 und 4 wurden zu spät fertig. Jetzt wurde der CEO getauscht, Volvo hat seinen Anteil auf 18 % reduziert und der Kurs ist zwischenzeitlich unter einen Dollar gefallen. Von der SEC gabs eine Warnung. Inzwischen ist der Kurs wieder drüber, aber von den ehemals 20 Milliarden Börsenwert ist wenig übrig.
+++ BIDI +++
Die ersten AC-Wallboxen für bidirektionales Laden (ISO 15118) sind inzwischen kurz vor der allgemeinen Verfügbarkeit. KEBA wirbt damit, dass die P40 Pro “die technischen Voraussetzungen” für bidirektionales Laden mitbringt. Leider wird kein Fahrzeug genannt, mit dem das geht. Der Sion wäre es hier gewesen.
https://www.keba.com/de/emobility/products/p40/keba-kecontact-p40-pro
Auf der DC-Seite gibt es inzwischen die ersten Praxis-Tests, auch wenn das viele Hersteller jetzt unterbinden werden. In Tests mit der AmbiBox (DC-Bidi-Ladestation um die 4.000 €) hat sich gezeigt, dass viele Autos sich ganz einfach entladen lassen über DC, wenn man einfach eine negative Ladeleistung übermittelt. Von Tesla Model Y bis BMW und Volvo EX30 geht es bei vielen. Allerdings – bei allen E-Autos, die ich kenne, ist ein Stromzähler verbaut und der macht nach 5 Sekunden „dicht“, wenn er erkennt, dass entladen wird. Vielleicht ist das aktuell nicht aktiviert, aber es reicht in der Regel ein Software-Update vom Hersteller und dann geht das nicht mehr. NextMove berichtet:
https://youtu.be/Mis-cWkhxSg?si=Nxrsrt_oSamU5shU
+++ STROMMARKT +++
Das Jahr 2024 nähert sich dem Ende. Nachdem bald die ersten Schoko-Nikoläuse im Supermarkt auftauchen werden, wird es langsam Zeit für einen Ausblick auf 2025. Spannend wird es nächstes Jahr auf dem Strommarkt. Aktuell räumen 1KOMMA5 und Tibber den Strommarkt ab, auch TheMobilityHouse ist mit eyond auf den Zug aufgesprungen. Ein paar weitere dynamische Tarife gibt es.
Durch den Solar-Überschuss haben die Zeiten mit negativem Strompreis sogar noch zugenommen. Man könnte also theoretisch Geld bekommen, wenn man nur den Strom nimmt, am besten zum Laden vom E-Auto. Die Netzentgelte fallen trotzdem an, das Ganze kann trotzdem unter Null derzeit landen.
Ab Januar 2025 sind die Energieversorger verpflichtet, mindestens einen dynamischen Strompreis anzubieten. Neben den E-Autos lohnen sich dann Heimspeicher, um zu günstigen Zeiten den Strom zu laden, und damit die Hochpreiszeiten zu überbrücken.
Schon jetzt laden Firmen wie SolarEdge den Heimspeicher KI-gesteuert für dynamische Stromtarife. Vielleicht werden wir 2025 Steckdosen-Heimspeicher sehen, die man einfach zu Hause in die Steckdose steckt – wie die Balkonkraftwerke heute. So kann man auch im 5. Stock vom Altbau ohne Balkon am Strommarkt teilnehmen und günstigen Strom nutzen.
Negative Strompreise werden dann natürlich auf Dauer verschwinden, aber auch Preisspitzen, weil zu knappen Zeiten viele aus ihren Speichern versorgt werden.
Was aus technischer Sicht schade ist, ist, dass es keine einheitlichen Schnittstellen gibt. Bei Wallboxen gibt es OCPP, ein einheitlicher Standard, mit dem jede Wallbox an jedes Backend gehängt werden kann.
Für Speicher bräuchte man auch so ein Protokoll, damit man sich mit seinem Heimspeicher einen Backend-Anbieter aussuchen kann, der das Maximum aus dem Speicher und dem variablen Tarif herausholen kann. Der Schlüssel zu Hause sind Energie-Management-Systeme. Das Tool, das sich aktuell als “Gewinner” herauskristallisiert, ist der Home Assistant. Ein Open-Source Gratis-Tool an dem über 63.000 Entwickler arbeiten. Der Vorteil hier ist, dass alle Daten “On-Premise”, also zu Hause und nicht in der Cloud gehalten werden. Auch der “Akku Doktor” Andreas Schmitz – bekannt durch die Petition für Balkonkraftwerke – arbeitet an einem Tool, das alles inklusive Wärmepumpe integrieren und optimiert steuern kann. So etwas bietet 1Komma5Grad derzeit schon an, mit dem Stromtarif.
https://github.com/home-assistant
https://demo.home-assistant.io/#/energy
Day-Ahead Strompreis-Prognose, immer um 12 Uhr werden die Preise des Folgetages bekannt gegeben:
https://www.energymarket.solutions/day-ahead-borsenpreise/
+++ PHISHING +++
Auch wenn es nichts mit Sono zu tun hat, im Moment rollt eine große Phishing-Welle per SMS, E-Mail und zum Teil sogar mit gedruckten Briefen, die angeblich von der Commerzbank oder DHL stammen und versucht an Zugangsdaten zu kommen. Vorsicht, wenn da was kommt. Bei mir kamen vier SMS und zwei E-Mails. Auch United Domains ist zum Beispiel betroffen.
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/phishingradar
+++ FUN FACT +++
Dass durchaus Bedarf ist an PV auf dem Fahrzeug, konnte die Polizei in Karlsruhe vor vier Tagen feststellen. Dort wurde ein VW Passat mit aufgeklebten Solarpaneelen Marke Eigenbau aus dem Verkehr gezogen. Ok, wer von Euch war das?!
Schöne Woche, bleibt gesund,
Sebastian und Asti