#27: THG-Quote, ABL, Pluta
Schönen Sonntag! Gruß aus der Kolumnen-Sommerpause bis 30.7. Aktuelles bauen wir ein, falls es was gibt. Wenn es von Sono was geben sollte, sind wir sofort wieder da.
+++ THG QUOTE +++
Wer ein E-Auto hat, kann seine Treibhausgas-Einsparung jedes Jahr verkaufen und bekommt 200 bis 400 Euro dafür. Die Politik möchte Solarstrom für E-Autos weiter fördern, schließlich ist nichts besser fürs Stromnetz als Solarstrom vom eigenen Dach, der direkt ins E-Auto geht. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung, auch für Wallbox-Strom eine Förderung vorzulegen.
Ein am Mittwoch verabschiedeter Kabinettsbeschluss (Maßnahme 21 des Masterplans Ladeinfrastruktur II) bringt Vorteile für PV-Park-Betreiber, aber schließt die THG-Quote für private Wallboxen erst mal aus.
“Die Anrechenbarkeit von Photovoltaikstrom als Ladestrom ist für private Wallboxen noch nicht möglich. Von Ministeriumsseite verweist man auf die Komplexität der Messkonzepte, die dazu notwendig wären. Das sei privaten Endverbrauchern kaum zuzumuten. „Bisher sehen wir keine Möglichkeit, dies einfach, vollzugsfähig und mit wenig Aufwand für die Bürger*innen für das Laden zu Hause zu ermöglichen. Wir entwickeln das System aber stetig weiter und werden eine Ausweitung prüfen“, heißt vom Bundesumweltministerium.”
https://www.pv-magazine.de/2023/06/28/photovoltaik-ab-2024-doppelt-auf-thg-quoten-anrechenbar (Sono wird erwähnt)
Was wichtig ist, wer jetzt ein BEV hat und noch keine THG-Quote beantragt hat, hat nur noch bis 15. November Zeit, diese irgendwo einzureichen. Jeder, der danach erst sein BEV anmeldet, geht für das laufende Jahr leer aus. Das ist zwar nicht ganz unlogisch, denn die Quote für 6 Wochen BEVfahren, ist schon viel. Der Bundesverband THG-Quote merkt dies jedoch kritisch an.
https://www.electrive.net/2023/06/28/regierung-greift-in-handel-mit-thg-quoten-ein
Danke Carsten für die Links.
+++ SOLARSTROM UND FIRMENWAGEN +++
Wer ein E-Auto als Firmenwagen hat, kann bis 70 € pro Monat pauschal und steuerfrei von seinem Arbeitgeber dafür bekommen, wenn er zumindest teilweise Zuhause lädt. Alternativ kann man auch die realen Ladekosten daheim nachweisen und bekommt dafür die komplette Kohle vom Arbeitgeber. Es sei denn, man hat eine Solaranlage. Dann darf gar nicht erstattet werden.
Klingt total bescheuert, ist aber so. Zahlt eine Firma dem Mitarbeiter den Strom zu Hause und zahlt zu viel (weil teilweise günstiger Solarstrom geladen wurde den man nur schätzen kann), entsteht beim Mitarbeiter eventuell ein Steuervergehen. Und die Firma ist gleich mit dran.
Ich habe aktuell drei große (mehr als 500 E-Autos in der Firmenflotte) Firmenkunden. Die haben alle drei ein Gutachten in Auftrag gegeben. Und alle drei Gutachten kamen zu anderen Ergebnissen. Das führte zu drei Lösungen:
Dabei wollen alle drei Firmen das Laden von E-Autos daheim unterstützen, selbst wenn es mehr kostet – weil es den CO2-Fußabdruck im Nachhaltigkeitsbericht deutlich senkt.
Firma 1 hat beschlossen, ihren Mitarbeitern immer den Netzstrom zu bezahlen, und wenn der Mitarbeiter Solarstrom in sein E-Auto lädt, ist das sein Kostenvorteil. Zusätzlich bezahlt man jedem Mitarbeiter einen zusätzlichen Stromzähler, um das Ausmaß abschätzen zu können. Die Firma ist bereit, eventuelle Risiken zu tragen.
Firma 2 will ihre Mitarbeiter keinem Steuerrisiko aussetzen und schließt alle mit einer privaten Solaranlage von der Erstattung vom Heimladen aus. Die bekommen 30 € im Monat fürs Heimladen. Ergebnis ist, die rennen während der Arbeitszeit zum Schnellader, alle sind unzufrieden.
Firma 3 verlagert das Problem auf eine externe Firma. Man sucht einfach einen Dienstleister, der wie bei einer Tankkarte eine Rechnung an die grße Firma schreibt und den Mitarbeitern das Geld gibt - und im Zweifel ist der dann Schuld. Ansage ist, dass Leute, die Solarstrom laden, für den Solar-Anteil weniger bekommen als Leute, die keine Solaranlage haben. Kosten-Minimierung. Dienstleister muss vertraglich die Übernahme der Risiken zusagen.
Lustig ist parallel das Verkehrsministerium:
Das Verkehrsministerium interessiert keine Details, man plant neue Förderungen mit der Brechstange: Förder-Paket für PV, Speicher und Wallbox, wenn schon ein BEV vorhanden ist. Ungeklärt ist, ob es dann mit der Einspeisevergütung wie bei jedem anderen so weiter geht.
+++ ABL: Insolvenz in Eigenverwaltung +++
Am 26. Juni 2023 hat ABL – Erfinder des “Schuko-Steckers” und Hersteller der ABL-Wallboxen – beim Amtsgericht Nürnberg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Schuld sei der Krieg in Europa, und “Die staatliche Förderung für private Ladestationen sorgte 2021 und 2022 für einen beispiellosen Boom im Marktsegment Home Charging. Konsequenz der vor zwei Jahren so exorbitant gestiegenen Nachfrage ist nun jedoch eine Übersättigung des Marktes für private Ladestationen.”
Betreut werden sie von derselben Kanzlei wie Sono - Pluta!, die auch schon die Allgaier-Werke und Sono betreuen. Hoffentlich bleibt genug Zeit für unser Startup der Herzen. ABL übernimmt sogar der Chef Dr. Pluta selbst als Generalbevollmächtigter.
https://www.pluta.net/presse/pressemitteilung/abl-startet-sanierung-in-eigenverwaltung.html
+++ NEAPEL +++
In Neapel ist am 23. Juni ein Solarauto-Prototyp auf Basis eines VW Polo explodiert. Gründe sind nach wie vor ungeklärt, zwei Todesopfer. Sehr traurig, dass 2023 sowas noch passiert.
+++ SONO +++
Zu Sono Motors liest man wenig. Auf dem Blog “Unternehmer-Edition” ist Sono erwähnt als ein Beispiel für die zahlreichen Pleiten der letzten Zeit. Ansonsten nichts zu hören.
https://www.unternehmeredition.de/das-insolvenzparadoxon-wie-lange-haelt-es-noch-an/
+++ FUN FACT +++
Wozu Solar oder fossil? Man kann auch anders Spaß haben. Schokolade zur Belohnung. Kein Führerschein erforderlich:
Facebook: https://fb.watch/lsm6j7nQrC/
Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=5768nDMaZtQ
Bleibt gesund.
Sebastian und Astrid