#12: NEVS, MCS, Inflation
Schönen Sonntag! Heute mit einigen kleinen News aus dem Sonoversum und einem kritischen Nachwort von Wolfgang.
+++ STAND DER DINGE +++
Es kehrt Ruhe ein im Sonoversum. Die meisten haben ihre Ratenvereinbarung oder eine Rückzahlung vereinbart, und die Frage die jetzt noch im Raum steht ist: wer kauft das Sion-Programm und die Prototypen - oder landet das am Ende mitsamt den Sion mit Straßenzulassung auf Ebay.
Während der Kampagne haben sich viele gefragt, ob man nicht auch mit weniger weiter machen sollte, in der Hoffnung noch mehr Geld bis zum Sommer aufzutreiben. Schaut man sich an was gerade in der Welt passiert, von Bankenkrise bis Inflation und Zinserhöhung dann muss man sagen, dass die Entscheidung richtig war. Soviel Glück Sono mit der ersten Kampagne gerade noch vor Corona hatte, umso mehr Pech kam aktuell dazu.
+++ NEVS +++
Beim früheren Auftragsfertiger von Sono - NEVS - die auch noch danach Ingenieurdienstleistungen für Sono durchgeführt haben, drohen die Lichter auszugehen: NEVS entlässt 320 seiner 340 Mitarbeitenden. Man gehe in den “Winterschlaf” (O-Ton). Was natürlich im März am Ende des Winters vielleicht etwas problematisch sein könnte. Evergrande, der angeschlagene Immobilienkonzern aus China - will eine neue strategische Ausrichtung bekanntgeben. Wie die sein wird, ist aktuell nicht bekannt.
https://www.nevs.com/en/press/press-releases/china-evergrande-group-gives-nevs-new-busines/
+++ BUSSE +++
Letzte Woche habe ich bei einem Kunden meinen ersten “MCS”-Stecker gesehen. MCS steht für Megawatt-Charging-System - Ladeleistungen von bis zu 3.7 MW (was 383 km Reichweite pro Minute bei einem PKW entsprechen würde). MCS kommt ab 2027 als Nachfolger von CCS (dem heutigen Schnellladestecker - der bis 1000kW geht) für Busse, Trucks, Schiffe, Flugzeuge. Alles, was richtig viel Energie nachladen muss.
Die neue Generation Busse - mit über 400 km pro Ladung - reicht für alle Routen auch im Winter aus. Problem sind noch die Standzeiten im Depot, die sich mit dem neuen MCS Stecker nochmal reduzieren lassen. Aus Ingenieurs-Sicht ist das recht interessant: Bus-Depots müssen für solche Lader entweder mit Batteriespeichern versehen werden, oder an Stellen mit entsprechendem Netzanschluss verlegt werden. Bei Schnellade-Parks wird (hinter vorgehaltener Hand) schon seit längerem “Land-Grabbing” betrieben, große Anbieter versuchen sich gute Stellen zu sichern die über eine gute Stromnetz- und Verkehrs-Anbindung verfügen.
https://www.charin.global/technology/mcs/
+++ VISION URALTE TECHNIK +++
Der Tagesspiegel schreibt: “Heute vor 63 Jahren: Erstes Auto, das mit Sonnenlicht fährt”.
Man hat beim Lesen den Eindruck, dass jetzt alle den Sion vermissen. Er wird im Text erwähnt.
Hoffnung für Solar:
"Auch die Finanzierung solcher Vorhaben mag sich drastisch ändern, sobald hauptsächlich Elektro-Wagen auf der Piste sind. Abwarten also – nur hoffentlich keine 63 Jahre mehr."
+++ LIGHTYEAR +++
Nach der Pleite von Lightyear haben 225 ehemalige Reservierer um Arnoud Aalbersberg acht Milionen Euro aufgetrieben um weiter zu machen. Am Beispiel von Sono ist denen jedoch bewusst, dass das nur ein Anfang ist, und schnell sehr viel mehr Geld her muss. Aalbersberg nennt diese acht Millionen deshalb „Phase 1“. In „Phase 2“ werden 45 Millionen benötigt und in „Phase 3“ eine Milliarde.
Jeroen Bertrams hat seine Zweifel, ob es nicht Lighyear geht wie Sono. Dazu fehlt jemand, der das Projekt wirklich leitet. “Eine Halleluja-Stimmung im Dezember, gefolgt von einer Pleite im Januar, sei ein Beispiel für unfassbares Unvermögen”.
https://mtsprout.nl/columnisten-experts/lightyear-doorstart
+++ ES BEGINNT +++
Der Preiskampf im E-Auto Segment in China hat begonnen, und es stehen harte Zeiten für VW, BMW und Co bevor - die dort bisher ihre meisten Gewinne erzielt haben. Die Älteren unter uns kennen es aus dem Telekommunikationsmarkt oder aus der Solar-Industrie. Am Ende war die Industrie weg.
Die HNA schreibt: “Während die Modelle mit Verbrennermotor nach wie vor beliebt sind, entpuppen sich die Stromer als Ladenhüter. Der Grund: In Sachen Elektroauto gibt es ein riesiges Premium-Angebot auch von heimischen Herstellern - und die werden von der Bevölkerung in den meisten Fällen bevorzugt”.
+++ FUN FACT +++
E-Autos in Deutschland kosten im Durchschnitt 53.000 Euro. Verkehrsminister Wissing findet E-Autos zu teuer und mahnt, "die soziale Frage im Blick" zu behalten.
Dazu fällt uns nur ein: Deutschland hat 2022 seine Klima-Ziele im Verkehrssektor verfehlt, wir wissen auch nicht warum.
Schöne Woche und bleibt gesund.
Sebastian, Wolfgang, Asti und Andreas
+++ NACHWORT +++
Diesmal von Wolfgang, der mit am längsten Admin in der Facebook Gruppe ist.
Liebe Community, heute bin ich mit dem Nachwort dran. So richtig weiß ich nicht, wie ich beginnen soll und wie ich meine Enttäuschung angemessen ausdrücken kann.
Als ich 2017 das erste Mal vom Sion gehört und ihn gesehen habe, war ich Feuer und Flamme. Ich wusste sofort, den will ich, wenn es den Sion denn hoffentlich bald gibt. Ich war dann auch unter den ersten 1.800 Reservierern.
Das bedeutet aber auch, seit 2017 verfolge und begleite ich unser Herzensprojekt, mal mehr und mal weniger intensiv. Also seit bald sechs Jahren. Sechs Jahre, in denen viel passiert ist auf der Welt, aber insgesamt doch zu wenig bei Sono.
Aber gerade bei den Ereignissen der letzten Jahre ist es wirklich jammerschade, dass der Sion nicht auf die Straße kommt. Ich bin überzeugt, er hätte einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten können.
Die wirklich guten Fachkräfte hatten nichts zu sagen oder sind zu spät dazu gekommen, zu spät, um die Fehler und Versprechungen aus der Gründungsphase zu beseitigen oder umzusetzen.
Mir tun alle leid, die an das Projekt geglaubt haben, ob Reservierer oder Mitarbeiter. Alle, die viel Herzblut, Energie und Geld, manche ihre hart erarbeiteten Ersparnisse, investiert haben und nun sprichwörtlich erst mal mit leeren Händen dastehen oder nun um ihr Geld bangen. Und allen denen gilt auch mein Respekt für die Entscheidung, das Geld einer Firma zu schenken oder zu stunden, die so gar nichts mehr mit dem Sion, unserem gemeinsamen Herzensprojekt, zu tun hat.
Zu Guter letzt muss man aber auch loslassen können, wie Asti das so schön geschrieben hat bei ihrem Nachwort. Deshalb belasse ich es damit und wünsche allen alles Gute und viel Erfolg.