#11: 75% Ratenplan, Integrationsprojekt, LightShip
Schönen Sonntag! Nach dem Aus für den Sion – zumindest bei Sono Motors – stehen zwei Themen an: die Organisation der Rückzahlung und die Suche nach einem Käufer für das Sion-Programm.
+++ RÜCKZAHLUNG +++
Das neue SEC Filing vom 6. März 2023 steckt voller Infos zum aktuellen Stand. Die überraschende News: Bereits 75 % haben den Ratenplan angenommen oder sogar auf die Rückzahlung verzichtet (bezogen auf die Summe, steht z. B. gleich am Anfang unter RECENT DEVELOPMENTS und nochmal zweiten Teil auf Seite 2). 2,3 Mio € (netto) wurden als sofortige Auszahlung angefordert.
Einige haben mir auch geschrieben dass sie erstmal abwarten wollen. Sono hat von keinem Reservierer die Bankverbindung, daher können sie gar nicht selber handeln. Die Anzahlungen der letzten Kampagne gingen per Überweisung, nicht per Abbuchungen – und Indiegogo und Wiwin war über Dritte.
Die Sonomotors Seite mutiert langsam zu einer B2B-Seite, der Sion-Teil verschwindet immer mehr. Das Ratenplan-Antrags-Portal ist nur noch mit einer kleinen Seite verlinkt:
https://sonomotors.com/de/logingoto/
https://order.sonomotors.com/#/orders
Gut für die Liquidität ist, dass so viele die Ratenzahlung gewählt haben. Die Ratenzahler sind es, die Sono nun ein letztes Mal gerettet haben und die Wandlung zum B2B-Zulieferer ermöglichen. Und ihnen gebührt der Dank all derer, die jetzt gleich das Geld erhalten haben, weil sie es jetzt brauchen, oder schlichtweg einfach wollen. Was ebenfalls okay ist.
Das von den Kritikern sehnlich herbei geredete Chaos-Szenario ist ausgeblieben: 22.000 Reservierer, die sich um die letzten Plätze im Zug streiten – angefeuert von Unbeteiligten, die gar keine Reservierer sind und es auch nie werden können. Community-Zusammenhalt auch hier. 75% sind ein klares Statement.
Die Ratenzahler erhalten 5% symbolischem Dankeszins für die Gesamtsumme am Ende und auch für ihr zusätzliches Risiko. Für einen Vollanzahler 1.275 Euro. Für die 500er 25 Euro.
[Link 3]
https://ir.sonomotors.com/node/7461/html
+++ EIN HAUSCH VON HOFFNUNG +++
Wie geht’s weiter mit dem Sion?
In der Community werden aktuell drei Szenarien diskutiert, wie es mit dem Sion doch noch weitergehen könnte:
Ein Käufer, der auch bauen will, wäre die Wusch-Lösung. Problem dabei ist, auch der Käufer müsste 250 Mio. hinlegen, Werkzeuge muss man immer beschaffen und eine Fertigungsstraße aufbauen.
Eine Genossenschaft oder AG, in der man sich einkaufen kann und die, die Entwicklung an einen Generalunternehmer vergibt. Problem dabei: Ideal wäre ein Auftragsfertiger – aber die haben kein Team, um auch Autos zu entwickeln, denn nicht alle Schritte beim Sion sind schon gemacht. Und es fehlt auch aktuell an Leuten, die das treiben, eine Genossenschaft ist kein Selbstläufer, auch hier braucht es Menschen, die handeln.
Unterstützung durch die Politik – finanziell durch Bürgschaften oder auch Netzwerk. Hier gibt es zwei Petitionen, die aus der Community heraus gestartet wurden, beide aus der gleichen Quelle, mit dem Ziel, nochmal vorsprechen zu können. Beide brauchen 50.000 Unterschriften (Quorum). Die eine ist schon freigeschaltet (Plan B), man kann sich einfach über den Browser eintragen. Über diesen Eintrag wird man auch informiert, wenn die zweite Petition (Plan A) anläuft. Diese wird direkt vom Bundestag gestartet, wenn sie zugelassen wird. Der Text wird aktuell geprüft, der Link liegt noch nicht vor. Wird die zugelassen, hat sie 4 Wochen Zeit, das “Quorum” zu erreichen, dann wird das Thema in öffentlicher Ausschusssitzung angehört. Das heißt, dann wäre der Sion im Bundestag zur Diskussion gestellt – das könnte mindestens Aufmerksamkeit auf das Projekt und das Geschehene lenken. Wer möchte, kann sich hier eintragen – kostenlos:
Community Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-den-sion-das-solar-familienauto-fuer-jedermann
Wenn alle drei Varianten scheitern, wird es das Modell “Resterampe” und das Sion-Programm und die SVCs werden einzeln verkauft. Eine konkrete Zeitplanung gibt es nicht.
Das “Community Council” hatte die Gelegenheit, Sono-COO Thomas Hausch dazu zu befragen in einem kleinen digitalen Meeting, und es kam raus, dass es natürlich umso schwerer wird einen Produzent zu finden, je mehr Zeit vergeht und zum Beispiel Lieferanten und Mitarbeiter verschwinden.
+++ INTEGRIERT +++
“Wir haben einen kleinen Auftrag der zu mehr führen könnte von einem großen OEM, über den wir eigentlich gar nicht sprechen dürfen, aber tun wir jetzt, aber wir dürfen nicht sagen, mit wem”. So ungefähr lautet die neueste Pressemitteilung von Sono: ein Auftrag von einem der zehn größten Pkw-Hersteller der Welt, um mit diesem die “Integration der Solar-Integration” (O-Ton) in seine Autos auszuloten. Bestellung umfasst die Lieferung von Solar Body Panels für ein Fahrzeug.
Die Worte “Auftrag” und “Bestellung” lesen wir hier gerne, weil das zeigt, dass Kunden hier bereit sind etwas zu bezahlen für die Leistung von Sono. Kontakte sind da.
Ecomento berichtet:
+++ SEC Meldungen | Form 6K +++
Auch nach dem Ende des Sion-Programms ist Sono natürlich weiter an der Börse. Alles von Bedeutung muss über die Investor Relations Seite kommuniziert werden, nicht nur Pressemitteilungen.
https://ir.sonomotors.com/node/7461/html
Form 6K vom 6. März hatte neben der oben genannten Quote auch noch einiges zu Kapitalbedarf für Sono Solar und zu den USPs, Produkten und Patenten zu berichten. Und wie üblich und vorgeschrieben jede Menge Risiken inkl. der vielfach schon diskutierten zwei Klagen (ganz am Ende des Dokuments; einmal von einem Mitarbeiter und einmal von einem Zulieferer, beide laufen schon lange).
Das gesamte Solar-Business wird (mit viel Prosa und ein paar Abbildungen) ab Seite 14 unter BUSINESS (Teil 2) beschrieben. Das Produkt Diesel Bus-Kit läuft bereits. Mit Campern solls ab Ende 2024 losgehen, mit Kühllastwagen, Elektrobussen und PKW erst 2026.
Zum Kapitalbedarf schreibt Sono, dass sie bis Ende 2023 noch 25 Mio. einsammeln wollen / müssen. Das steht gleich mehrfach drin, wer nachlesen will, es gibt da mehrere Teile. (z. B. S. 15 des zweiten Teils). Als mögliche Quellen werden vier Optionen genannt:
Ausgabe neuer Aktien
Ein Kredit, besichert mit Patenten und Intellektuellem Eigentum (Lightyear hatte sein gesamtes intellektuelles Eigentum mit 80 Mio. an Krediten belastet; scheint eine Option zu sein)
Privat-Platzierungen oder
andere Finanzierungsoptionen.
+++ PRESSE +++
Die auto motor und sport berichtet zum Sion Verkaufsprojekt:
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/sono-motors-sion-projekt-verkauf-2023/
+++ FUNFACT +++
Wer noch nicht genug hat vom Crowdfunding, kann sich bei LightshipRV registrieren, die einen Wohnwagen entworfen haben in der Größe eines mittleren Kreuzfahrtschiffs, optisch passend zum Cybertruck: das “Lichtschiff L1”. Oben mit 3 kW Peak Solar bedeckt. 40 kWh Speicher an Bord für fast eine Woche Autarkie in der Dunkelflaute.
Ab 125.000 Dollar ist man dabei und man braucht noch ein passendes Zugfahrzeug. Ab 500 € gibt es einen Platz auf der Warteliste. Die Website ist sehr schön gemacht. Mit über 8 Meter Länge und einer Breite von 2,60 (!) übertrifft das Gespann die Ausmaße eines Linienbusses.
Was gut gemacht ist: Die Seiten haben auch Solar, und man kann sie im Camp-Mode ausklappen, der Sonne entgegen. Und das ganze Ding ist höhenverstellbar, 7 Fuß und 6 Inches hat der Innenraum im Stand, oder 2 Meter 30, wie wir Fans des internationalen Einheitssystems sagen.
Schöne Woche, bleibt gesund.
Asti, Sebastian, Andreas und Wolfgang
+++ NACHWORT +++
Letzte Woche hat Andreas den Anfang gemacht mit ein paar persönlichen Worten, diese Woche schreibt Asti:
Liebe Sonos und Fans,
Das vollständige Zitat der letzten Sebnews lautet so:
„In 20 Jahren wirst du die Dinge, die du nicht getan hast, mehr bedauern, als deine Taten. Also, mach die Leinen los, verlasse den sicheren Hafen. Fang den Wind in deinen Segeln, erforsche, träume, entdecke.“
(Mark Twain)
Ich finde es wichtig, dass man nie aufhört zu lernen und zu forschen. Mit der Beteiligung am Sion haben wir alle ein Abenteuer durchlebt und viel gelernt. Wir haben reserviert, aus vielfältigen Gründen: von preiswerter Mobilität über den Gedanken, dass man Autos auch teilen kann/sollte, als (Solar)Speicher fürs Haus nutzen kann bis hin zur schlichten Bereitschaft, Geld für eine Idee zu geben, die die Welt ein wenig besser machen kann.
So gesehen war das Sion-Programm, wie es jetzt heißt, ein widersprüchlicher und deshalb reizvoller „Charakter“. Es ist ein Auto, etwas, was Teil des Problems unserer Welt und Zeit geworden ist. Dass der Sion aus sich selbst heraus gleichzeitig eine Lösung hätte sein können, hat ihn so interessant für mich gemacht. Ein Vernunftauto, das dennoch Gefühle bestimmter Menschen berühren konnte.
Das Gute ist, es gibt unzählige weitere Lösungen, an denen wir weiter forschen können. Eine großartige Perspektive und Herausforderung. Solar ist nur ein Teil.
Wünschen wir Sono Solar – die es ohne uns nicht gäbe – allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in die Berufswelt verstreut werden – und nicht zuletzt uns – Erfolg beim weiteren Suchen nach Effizienz, Ressourcenschonung und produktiven (viablen) Lösungen.
Diesen Sion – ich hätte ihn nicht Godot nennen sollen in der Reservierer-Karte damals – lassen wir nach und nach hinter uns, denn vor uns liegen viele andere Wege. Loslassen gehört zur Trauerarbeit hinzu. Dass das Zeit braucht, dafür muss sich niemand schämen, selbst bei 'nem Auto. Es hat mit unseren Werten zu tun, die der Sion für uns materialisierte, die bleiben. Er ist nicht weg, nur nicht da, wo wir ihn gerne gesehen hätten.
Aber wer weiß. Er war ja seiner Zeit voraus.
Astrid (“Asti”)