#40: Pioniere, Kündigungen, Wahlen
Erster Oktober! Erntedank und Brückentag voraus. Wir sind offiziell im vierten Quartal, die Zeit rast. Noch 25 Tage bis zum Gerichtstermin und noch gut 3 Tage lang könnt Ihr Eure Forderungen bei Pluta anmelden, nicht vergessen, sonst geht ihr ganz leer aus.
+++ PIONIER +++
Auf Heise ist ein interessanter Artikel über den Stand der Technik bei Solarzellen auf Fahrzeugen erschienen. Hintergrund ist ein neues Projekt von Scania und Berechnungen vom Fraunhofer Institut. Sono Motors wird wohlwollend als “Pionier bei der Photovoltaik-Integration bei Fahrzeugen” erwähnt.
Der größte Reichweiten-Zuwachs ergibt sich bei Paketfahrzeugen – von 6.000 - 12.000 km pro Jahr. Bei LKW kommen Scania und Fraunhofer unabhängig von Sono zu denselben Zahlen.
Eine weitere Erkenntnis der Studie:
Der Eigenverbrauch im Stand-by-Betrieb während des Ladens ist ein kritischer Parameter und muss minimiert werden.
Ein wichtiger Satz, der immerhin erklärt, warum es so schwer ist, bestehende Fahrzeuge umzurüsten. Der Stand-by-Verbrauch beim Laden geht direkt vom Ertrag ab. Nur der Rest landet im Akku. Es reicht nicht, nur Solardächer zu bauen, man muss das Problem mit lösen. Sono war hier gut unterwegs mit 20-80 Watt im Sion, leider wurde das nichts. Und die Idee, bei geringer Solareinstrahlung wenigstens noch die 12V-Batterie zu laden, finde ich immer noch großartig.
Fraunhofer sagt auch: Wenn man jeden Quadratzentimeter eines Autos mit Solar belegen würde, wären 12.000 km pro Jahr drin. Tja. Wir wussten das ja schon immer. In der Community haben das auch zwei sachkundige Leute unabhängig voneinander nachgerechnet. Leider war Sono zu früh, umso wichtiger, dass die Solarsparte vielleicht doch noch eine Chance bekommt.
Danke an Kay für den Link, und “c” auf www.sono.community.
+++ NEUES SEC- FILING +++
Ende einer langen Story. Am Freitag Abend kam ein neues SEC Filing: “Sono Motors GmbH implements business measures in connection with current negotiations with a potential investor in its M&A process”
Bei Sono wird im Rahmen der Verhandlungen mit einem potenziellen Investor (so die Überschrift) gründlich aufgeräumt. Im Text ist es wieder Plural.
Weitere 48 Mitarbeiter:innen haben jetzt ihre Kündigung erhalten. Ebenso auch die gesamte noch verbliebene Geschäftsführung der GmbH: Laurin, Jona, Torsten und Markus. Allerdings nicht gleich, sie bleiben noch bis Ende 2023 in Amt und Würden, also eine Kündigung zum Jahresende. Danach wird ein- oder mehrere neue Geschäftsführer bestellt.
Ein Zusatzvermerk findet sich am Ende: Die vier bald Ex-Geschäftsführer der GmbH bleiben im Vorstand der N.V. (Aktiengesellschaft).
Die Meldung teilweise übersetzt mit deepl:
“Die Maßnahmen spiegeln einen gestrafften anfänglichen Geschäftsfokus auf den Solar-Bus-Bausatz der Sono GmbH wider und beinhalten eine Reduzierung der Belegschaft der Sono GmbH sowie einen Wechsel in der Geschäftsführung.
In diesem Zusammenhang hat die Sono GmbH am 29. September 2023 die Verträge von 48 Mitarbeitern gekündigt, darunter die Verträge aller vier Geschäftsführer - die CEOs Laurin Hahn und Jona Christians, CFO Torsten Kiedel und CTO Markus Volmer. Laurin Hahn, Jona Christians, Torsten Kiedel und Markus Volmer werden in ihren Funktionen bleiben und die Sono GmbH bis Ende 2023 weiter unterstützen. Diese Maßnahmen spiegeln die nächsten Schritte zur Erreichung des Ziels der Sono GmbH wider, ihr Solartechnikgeschäft fortzuführen und spiegeln den Fortgang des M&A-Prozesses wider.
Herr Hahn, Herr Christians, Herr Kiedel und Herr Volmer bleiben im Vorstand der Sono N.V.
https://ir.sonomotors.com/node/7571/html
+++ AUFSICHTSRAT +++
Die Sono Motors N.V., die Muttergesellschaft der Sono GmbH, hat seit einigen Wochen einen neuen Aufsichtsrat, der derzeit noch auf Unabhängigkeit geprüft wird:
“Sono N.V. hat seinen Prüfungsausschuss neu eingerichtet und prüft derzeit, ob die Mitglieder des Prüfungsausschusses die relevanten Kriterien für die Unabhängigkeit erfüllen. Sandra Vogt-Sasse, die Vorsitzende des Aufsichtsrats von Sono N.V., wurde zur Vorsitzenden des Prüfungsausschusses ernannt und fungiert auch als dessen Finanzexpertin.”
Übersetzt mit www.DeepL.com. Quelle:
https://ir.sonomotors.com/node/7571/html
+++ ADYEN +++
Alle Reservierer sind von der Insolvenz von Sono gebeutelt worden. Besonders bitter trifft es allerdings die, die im Rahmen der letzten Kampagne überwiesen und nicht nur ihre IBAN hinterlegt haben.
In bestimmten Konstellationen war das nicht anders möglich. Sono wollte nur das Geld einziehen, wenn die Kampagne erfolgreich ist - und das Geld wurde bei Adyen geparkt. Von Februar bis zur Insolvenz Mitte Mai ist offenbar keine Rückzahlung erfolgt, und damit ist die Forderung in die Insolvenzmasse gefallen.
Roland aus der Schweiz sucht nun Mitstreiter, die dasselbe Problem haben. Wir sehen wenig Chancen hier etwas zu erreichen, sind aber auch keine Experten. Hier der Link. Für alle, die nicht auf Facebook sind – schreibt einfach an info@sono.community und wir leiten das an ihn weiter. Ansonsten halten wir uns da raus.
https://www.facebook.com/groups/sonosion/permalink/2272175159839859/
+++ KFW 442 +++
Lange war sie erwartet worden, die 10.200 € Förderung für Eigenheimbesitzer mit Elektroauto. Und am ersten Tag war auch schon Schluss, der Topf war leer. Noch dazu war das Portal so fehlerhaft, viele haben es den ganzen Tag probiert und kamen nicht durch und bekamen nur die Meldung “Hoppla, hier ist was schiefgelaufen”. Über 100.000 haben es versucht. Manche haben vier oder sogar mehr Zusagen.
Richtig ungeschickt an der Förderung ist, dass man die Förderung nur bekommt, wenn man eine neue Wallbox installiert. Wer schon eine hat, muss diese ersetzen, auch wenn die erst ein Jahr alt ist. Nächstes Jahr soll es weitergehen mit einem etwas kleineren Topf.
+++ MOOS +++
Viele haben über das Moos im Sion gelacht. Und ich gebe es zu, ich wollte das auch ersetzen durch andere Dioramen. Die Moosleiste war so breit wie ein H0-Gleisbett von der Modelleisenbahn, da fällt einem schnell viel ein. Aber - Moos kommt.
Still und heimlich entsteht eine kleine Industrie für Moosplatten die in Luftfilter eingesetzt werden. Gezüchtet werden diese in Gewächshäusern und werden dann eingesetzt. Nach 6 Monaten nimmt man sie raus und setzt neue ein. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das einfach Greenwashing ist, oder wirklich Substanz hat. Der Deutschlandfunk ist kritisch, die ARD eher positiv.
Beim Sion wurde am Ende ein Aktivkohlefilter in die Lüftung eingesetzt, um die Grenzwerte einzuhalten, das Moos kam oben drauf. Für Städte und Industrie gibt es neue Angebote mit Moos.
https://www.deutschlandfunk.de/tolle-idee-was-wurde-daraus-152.htm
+++ FUNFACT +++
Facebook und Politik geht immer daneben, deswegen versuchen wir uns rauszuhalten mit Kommentaren am Sonntag. Jetzt hat Asti (die Bayern liebt aber immer etwas kritisch beäugt) im Fun Fact die Büchse der Pandora geöffnet und die Brücke geschlagen von Sono zu Söder. Der Seb traut sich natürlich nicht zu widersprechen, und kommentiert danach mit der weißblauen Brille aus dem schönsten Bundesland.
Asti
Nächsten Sonntag ist Wahltag in Hessen und Bayern – da wird in Bayern nach der Wiesn geklotzt und nicht gekleckert. (Das “l” ist wichtig) und in Hessen gibt es aufklärende Wahlkampagnen von Demokult e.V . Derweil versucht sich eine relativ große Bundes-Partei mit neuem aufstrebendem Logo und Anstrich im Retrodesign zu positionieren. Fakt ist, dass KI da vermutlich keine Kernkompetenz ist. Sieht – besser sah – man am Imagefilm und das Thema hat es in unser heutiges Titelbild geschafft. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-imagefilm-verwechselt-offenbar-reichstag-mit-georgischem-praesidentenpalast-a-8b6828cc-c8ce-4bcd-bab4-8cf09abb19d2
Zu Bayern - Der Masterplan der Landesregierung: Bavarian Fusion Cluster in der Mission Kernfusion… wow
Wenn man keinen Plan für den Moment hat, macht es sich immer gut, einen Plan für Übermorgen zu haben. Kennen wir von Sono… Sofern es das “Übermorgen” dann noch gibt. Deshalb gibt es in Bayern jetzt die Mission Kernfusion. Missionieren können die Bayern ja. Und ein Glaubensbekenntnis ist auch dabei auf Seite drei.
Bayern sei nämlich schon immer "Pionier bei neuer Energie" gewesen, sagt die Landesregierung, deshalb unternehme sie alles, um regenerative Energieträger auszubauen, “mit Erfolg” steht im Masterplan. Und weil die Zukunft immer viel spannender ist als die Gegenwart, wird proklamiert, dass Bayern auch übermorgen führend sein will. Mit einer hochkarätigen Expertenkommission, einem Bavarian Fusion Cluster, Stärken der Forschung an Hochschulen mit sechs neuen Lehrstühlen und an außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Außerdem will man die anderen Bundesländer vor sich hertreiben. Ja doch, klingt nach nem Plan. Der Bund soll das Ganze – den Reaktor – mit 1 Mrd. Euro innerhalb der nächsten 8 bis 10 Jahre unterstützen (S.10). Obwohl Bayern auf Seite vier sagt: “Bayern kann mit Kernfusion energiesouverän werden.” Was denn nun?
Wer Spaß an “Wording” hat, kann sich das Programm mal durchlesen, in jedem zweiten Absatz kommt “technologieoffen” vor. Und es wird auf die Expertise u.a. der Automobilwirtschaft zurückgegriffen (S. 9). Aha Sono, die meinen sicher Euch! Auf gehts…. Ihr müsst nur erklären, dass Ihr vom größten Fusionsreaktor bereits ernten könnt … https://wk.bayern.de/download/22371_Bayerns-Masterplan-Kernfusion_28092023.pdf (download)
Seb
Ohne den Norden hätten wir in Bayern nicht genug Strom, aber ansonsten liefern wir aus Bayern – dem Texas von Deutschland – zuverlässig ab. Hubsi Aiwanger und Maggus Söder zeigen, dass wir in Bayern keine Demokratie brauchen, weil wir ja schon Demokraten sind. Wenn die Regierung selbst die Opposition spielt, dann ist alles geregelt. Egal ob Corona (Söder: ja, Aiwanger: nein), Atromkraft-Aus (Söder: nein, Aiwanger: ja) oder die Frage, ob man gemeinsam weiter macht (beide: ja).
Ich komme noch aus der Generation, als Ede Stoiber Ministerpräsident war und die CSU 60 plus X Prozent hatte (2003). Inzwischen ist man von 50 plus X (2008) runter auf “40 oder so” als Ziel. Schuld sind natürlich die “anderen Parteien”. Ohne die wäre es einfacher, es gibt einfach zu viele davon.
Der heilige Gral der de-zentralisierten Energie-Versorgung ist die Kernfusion, die ab 2050 marktreif sein soll. Auf internationaler Ebene spielt Deutschland mit dem Projekt “Wendelstein X” aus Greifswald mit. Und zumindest der Name des Projekts aus den bayerischen Alpen abgeleitet. Mia san Kernfusion!
Der Anspruch von Bayern zeigt sich schon im Wappen von Garching, das im unteren Teil einen Forschungsreaktor zeigt. https://www.garching1100.de/1100-jahre/historie/wappen-und-fahne/
1998 lief eine Sketch-Serie im Fernsehen (BR, Kanal Fatal), “Zwei Bayern im Weltall” aus dem Raumflughafen Holzkirchen und dem Bavaria Shuffle One. Es dauerte tatsächlich bis 2018, bis ein bayerischer Ministerpräsident auf die Idee kam, ein Weltraumprogramm zu starten. Egal wie die Wahl ausgeht, dank “Roadmap” und “Masterplan” und “Bavarian Fusion Cluster” ist die Fusionsmilliarde für Garching und Bayern sicher.
https://www.youtube.com/watch?v=5IKXlEt70xM
Die Kernfusion soll in 30 Jahren Einsatzbereit sein. Meine Hoffnung ist, dass wir die gar nicht mehr brauchen, weil wir vorher mit Photovoltaik, Wind und Wasser schon günstigere Energie haben, und die Kernfusion dann schlichtweg zu teuer sein wird. Ein Fusionsreaktor wird 2050 ökonomisch nicht gegen erneuerbare Energien bestehen. Ich glaube, tief in sich drin wissen der Hubsi und der Maggus das auch. Aber es ist Wahlkampf. Und Hund sans scho.
Bleibt gesund und energiegeladen und geht bitte wählen in Hessen und Bayern.
Sebastian & Astrid