Schönen Sonntag. Die Sommerferien haben die Autobahnen fest im Griff, überall Stau. In München beginnen schon die Aufbau-Arbeiten für die IAA 2023 (5. bis 10. September) und danach die Messeparty (Oktoberfest, vom 16. September bis 3. Oktober).

Bei den Sonos gibts aktuell weniger zu feiern:

+++ DE-LISTING +++

Tja. Die Nasdaq hat Sono am 12. informiert, dass sie von der Börse fliegen sollen. Sono hat das am 18. öffentlich gemacht, und bereits ab dem Morgen des 21. Juli sollte der Handel ausgesetzt werden.

Sono hat eine Anhörung beantragt um die Entscheidung eventuell nochmal zu kippen. (Vorab, wir sind keine Juristen, das folgende ist nach bestem Wissen zusammengestellt.)

Was bedeutet das?

Nachdem dazu nichts in den neuen FAQs stand, haben wir mal die wichtigsten Fragen aus den verschiedenen WhatsApp-Gruppen die es noch gibt und Facebook zusammengefasst:

Sind die Aktien weg, wenn das De-Listing passiert?

Nein. Die Aktien sind alle noch da, sie werden dann nur nicht mehr an der Börse gehandelt. Jeder hat weiterhin alle Aktien wie vorher, nur müssen diese statt an der Börse anders gekauft oder verkauft werden. Noch ist Sono gelistet. 

Warum sollen sie von der Börse  fliegen? 

Die Börse hat mehrere Gründe angegeben, im Kern sind alles “Non-Compliance” Gründe: man hält sich nicht an die Regeln. Jahresabschlüsse, Quartalszahlen, Kurs unter einem Euro, Nachbesetzung vom Aufsichtsrat, Kommunikation, überall wurden Fristen gerissen und Anträge auf Nachlieferung gestellt. Aber: Es ist noch nicht mal eine Hauptversammlung angekündigt, um die Themen anzugehen und - zum Beispiel - Positionen neu zu besetzen und Aktien zusammenzulegen. Offensichtlich passierte der Nasdaq hier zu wenig. 

Auch wenn wir uns damit keine Freunde machen: keine gute Leistung. Da gehen jeden Monat zusätzliche Millionen raus an Insolvenzberater, Rechtsberater, Wirtschaftsberater, Merger und Akquisition-Berater und wenig messbares.

Der Handel ist ausgesetzt, aber noch sind sie gelistet. Warum?

Sono hat eine Anhörung beantragt (lt. Link unten Kostenpunkt 20.000 $, die man vorab überweisen muss), und muss innerhalb von 15 Tagen schriftlich Stellung nehmen, wie sie die angemahnten Regelverstöße beheben wollen. Dann setzt die Nasdaq einen Termin für eine Anhörung an, frühestens 10 Tage, spätestens 45 Tage. 

https://listingcenter.nasdaq.com/rulebook/nasdaq/rules/Nasdaq%205800%20Series#:~:text=Within%2015%20calendar%20days%20of,a%20hearing%20fee%20of%20%2420%2C000.

Sollte die NASDAQ auch nach der Anhörung beim Beschluss bleiben, wird der Termin für das De-Listing festgesetzt, frühestens 10 Tage nachdem der Beschluss festgesetzt wurde. 

Wie handelt man Aktien, die nicht mehr gehandelt werden?

Wenn ein Unternehmen von der Börse genommen wird, sind die Anleger weiterhin im Besitz ihrer Aktien. Allerdings können sie diese nicht mehr an der Börse verkaufen. Stattdessen müssen sie ihre Aktien over-the-counter (OTC) verkaufen - das kann die Firma selbst organisieren oder über Vermittlerplattformen umsetzen. Der Wert von Aktien steigt oder fällt bei einem Delisting nicht automatisch. Der Handel ist jedoch erschwert. Es gibt ganz viele Aktiengesellschaften die nicht an der Börse sind. Tatsächlich sogar die meisten, nur die großen sind an der Börse.

Ist das für die Gläubiger gut oder schlecht?

So eine Börsennotierung kostet richtig viel Geld. Wenn diese wegfällt, hilft auf der Kostenseite. Allerdings hat eine Börsennotierung auch einen Wert, es ist ein “Asset”, das man eventuell zu Geld machen kann. Hätte können. Der Topf, aus dem die Gläubiger bedient werden, wird durch ein Delisting definitiv nicht größer. Und die Kosten für das Anhörungsverfahren werden auch aus dem Restgeld bezahlt, was noch da ist. 

Bringt die Anhörung was?

Man kann es natürlich versuchen, aber die NASDAQ hat sich in der Sache - unserer Meinung nach - gut abgesichert und eine ganze Reihe von Gründen genannt. Selbst wenn einer davon nicht halten sollte, ändert das nichts am Ergebnis. Grundsätzlich könnte die NASDAQ in einer Anhörung fast alle genannten Punkte mit einer neuen Frist versehen. Es ändert aber nichts daran, dass die Unterlagen seit Monaten nicht vorgelegt werden.

Presseberichte:

https://sonomotors.com/de/press/press-releases/sono_group_receives_notice_delisting_nasdaq/

https://ecomento.de/2023/07/19/sono-motors-erhaelt-mitteilung-ueber-nasdaq-delisting/

https://www.elektroauto-news.net/news/sono-group-nasdaq-gefahr

+++ WAS IST MIT SEEDRS +++

Viele (ich auch) haben vor dem Börsengang bei Seedrs in Sono investiert, wo man sich an einem Anteilspool beteiligen konnte. Seedrs hat sich hier - mal wieder - nicht mit Ruhm bekleckert und macht es sich einfach: per Newsletter wurden alle Investoren informiert, dass der Handel der Sono Aktie bereits ausgesetzt sei (was nicht ganz stimmte ) und man daher auch den Handel auf der Plattform gestoppt habe. Keine weitere Unterstützung. Nur ist der Handel auf Seedrs eh schon fast unmöglich gewesen.

Anmerkung: Normalerweise berichten wir nicht über Aktien und den Kurs. Ein De-Listing ist jedoch eine so große Sache, dass es hier einen Platz haben muss. Das hier ist keine Aufforderung was zu kaufen oder zu verkaufen. Wir wollen neutral informieren. 

+++ ZULASSUNGSREKORD +++

Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland in 2023 mit einem Plus von 31,7 Prozent gegenüber Vorjahr. Erstmals wurden mehr E-Autos als Diesel zugelassen.  E-Autos sind auf dem Vormatsch.

https://www.adac.de/news/neuzulassungen-kba/

Doch das Manager Magazin und andere Presse schreiben:

Verheerende Nachfragerückgänge bei E-Autos!  - “Die Nachfrage nach Elektroautos sinkt dramatisch”.

Wie kann das sein?

https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/volkswagen-audi-renault-mercedes-tesla-die-hersteller-kaempfen-mit-verheerenden-nachfragerueckgaenge-a-518e3d0e-5dbc-4ccd-8821-f073f5df60ab

Der Blick in die Zulassungsstatistik zeigt: Sogar VW hat deutlich  mehr E-Autos verkauft als im Vorjahr. Allerdings hat man nicht mit der Konkurrenz gerechnet, die hat sich die 20% geschnappt, die gegenüber der Planung. Das Wachstum war also nicht so groß wie erwartet. Der “Nachfrage-Rückgang” bedeutet nur, dass nicht so viele teure Autos der eigenen Marke abgesetzt wurden wie man selber für sich festgelegt hatte.

Das Model Y aus der Gigafactory Berlin liegt auf Platz 1.

Das ganze Geheule hat für mich nur einen Grund: Ab Herbst fällt die E-Auto-Förderung für Firmenwagen weg. Und das will man als OEM gerne verhindern. Die Firmen werden auch im Herbst weiter E-Autos bestellen, aber die internen Kostenlimits bleiben - dann eben mit weniger Ausstattung, Stoffisitze statt Alcantara, weg mit der Gestensteuerung und wieder normale Blinkhebel. Das geht auf die Gewinne.

Dazu kommt der Trend, dass nur günstige Autos gefördert werden. Was ich auch für absolut richtig halte.

Das war jetzt so viel Inhalt, wir wollten ja kürzer treten in der Sommerpause. Versucht einfach, normal zu bleiben.

Bleibt gesund und bei Laune.

Sebastian & Astrid