#2: Eigentümerwechsel, XBUS, NorthVolt
Schönen Sonntag, Faschingszeit.
Vor einem Jahr lief die letzte Probefahrten-Tour mit dem SVC3 – vor dem abrupten Aus. In der Facebook-Gruppe sehen wir, wie sehr der Sion einigen von Euch immer noch fehlt. Freut Euch auf unser Buch, vielleicht tröstet es ein wenig dann. Das Leben geht weiter.
+++ ZUSAMMENFASSUNG +++
In den letzten Wochen wurden die Beschlüsse aus Dezember umgesetzt:
Die Insolvenzanmeldungen der Sono Motors GmbH und der Muttergesellschaft wurden beide zurückgenommen - die Firmen existieren wieder. Möglich gemacht hatte das die Gläubigerversammlung, auf der auf fast 96 % der Forderungen verzichtet wurde. Und frisches Geld von Yorkville.
Das komplette Management wurde letzten Mittwoch (31.01) ausgetauscht. Laurin und Jona haben seit diesem Tag nicht mehr die absolute Mehrheit an der Firma, sondern nur noch einen kleinen Aktienanteil.
Der Sitz der GmbH wurde vom “Stammhaus” in der Waldmeisterstraße 76 offenbar verlegt, laut Impressum ist man in die Bushalle in der Waldmeisterstraße 93 umgezogen. Die Sono Group N.V. und auch die Sono Investment UG sind beide noch in der Waldmeisterstraße 76.
+++ AUSSERORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG der N.V. +++
Nachdem der Insolvenzplan der GmbH zum 26. Januar rechtsverbindlich wurde, konnte die Sono Motors GmbH ihren Insolvenzantrag zurückziehen und ist aus der Insolvenz damit raus. Danach konnte auch die Muttergesellschaft Sono Group N.V. ihren vorläufigen Insolvenzantrag zurückziehen.
Möglich wurde das nur, weil die beiden größten Gläubigergruppen den Weg frei gemacht haben: Yorkville hat nochmal frisches Geld nachgeschossen, und die Community hat massiv auf Forderungen verzichtet.
Damit konnte am 31. Januar 2024 das Extraordinary General Meeting (EGM) stattfinden, um die letzten Beschlüsse des Insolvenzplans zu vollziehen. Die Hauptversammlung der Muttergesellschaft “Sono Group” N.V.
Veröffentlicht wurde auf der SEC (Börsenseite) eine knappe Tabelle mit den Abstimmungsergebnissen.
Es waren 53,299% der Stimmrechte zum Stichtag anwesend. 113.156.524 Mio. Aktien waren “vertreten” inkl. der Mehrstimmrechtsaktien. Damit war schon vor der Versammlung klar, dass alles eher eine Formalie ist.
Laurin und Jona hatten die Stimmrechtsmehrheit mit 99,52 % der anwesenden Stimmrechte. Somit wurden alle Punkte gemäß der mit Yorkville zuvor getroffenen Vereinbarung angenommen, allerdings diesmal mit jeweils 544.024 (Aktien) bzw. 0,48 % Gegenstimmen.
Irgendjemand - oder eine Gruppe - hat also noch dagegen gestimmt. Da völlig klar ist, dass das Votum nichts ändert, kommt eigentlich nur jemand in Frage, der damit seine Position dokumentieren möchte.
Beeindruckend ist dennoch, dass die beiden Gründer bis zum 31.01. die komplette Mehrheit hatten und damit alle Geschicke gemeinsam beschließen konnten – trotz zahlreicher Kapitalrunden und Börsengang. Lag natürlich auch an der Community-Finanzierung, für die man keine Anteile hergeben musste.
Jetzt ist das Kapitel zu Ende, es gab eine Satzungsänderung: Jona und Laurin sind auch bezüglich ihrer Mehrheitsstimmrechte raus, die Aktien gehen (gemäß der Einladung zur EGM) mehrheitlich an den Nachfolger, der diese treuhänderisch verwaltet.
Mit der Zustimmung haben die beiden sich nun endgültig selbst abgewählt. Fühlt sich nach ca. 10 jungen Lebensjahren bestimmt nicht gut an, aber jetzt darf hoffentlich doch Erleichterung einkehren.
Der neue CEO/CFO von Yorkvilles Gnaden – George O'Leary, 61 Jahre – kann nun alles bestimmen. Er startet Vollzeit erst am 8. April 2024. Andere Namen tauchen nicht mehr auf in der Geschäftsführung der N.V. Er hat Erfahrung als CFO und CEO mit Unternehmen in Schwierigkeiten.
Die Aktien können nun einen reverse split (Zusammenlegung) nach Einschätzung durch den CEO durchlaufen und sind danach nominal einen Cent wert (Bisher war der Nominalwert sechs Cent). Die Mehrstimmrechtsaktien sind dann 25 Cent wert gemäß Einladung. Durch weitere Wandelschuldverschreibungen werden weitere Aktien ausgegeben, der Kurs also weiter verwässert. Die Quelle:
“reduce the nominal value per Ordinary Share to €0.01 per Ordinary Share (post-reverse share split) without repayment or any other payment by the Company … reduce the nominal value per High Voting Share to €0.25 per High Voting Share (post-reverse share split) without repayment or any other payment by the Company …” (aus der Einladung)
Das Ziel der Übung ist, den Kurs stabil weit über einen Dollar zu bringen. Das Ganze geht nach einer Formel, die in der Einladung mit einem Beispiel versehen wurde, was wirklich kommt, wissen wir nicht und geben hiermit ausdrücklich keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung.
Nun steht die einfache Aktie derzeit irgendwo zwischen 1 Cent und 10 Cent, das bedeutet, wenn man den Kurs 8 oder 9 Dollar, wie es in der Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung steht, anstrebt, ist der “worst case” also: 9/0,01 = 900:1 Für 900 Aktien bekommt man eine…. (oder 8/0,1 = 80:1).
Aktien-Splits macht man oft, wenn eine Aktie zu teuer wird, damit sich auch kleine Anleger eine leisten können. Umgekehrt werden Aktien zusammengelegt (Reverse Split), wenn die Aktie zu einem Pennystock verkommt. Ein plakatives Beispiel für einen Reverse Split ist ASTI (Ascent Solar Technologies, Tickersymbol #ASTI) die Aktien im Verhältnis von 5000 zu 1 zusammengelegt haben.
Man darf gespannt sein, welche Maßnahmen jetzt ergriffen werden.
Wir versuchen hiermit, Transparenz zu schaffen – im Zweifel macht Euch bitte selber ein Bild in den Quellen. Erkenntnis ist, die Aktien sind nicht verloren, aber die Zahl im Depot wird sich bei vielen deutlich ändern.
https://ir.sonomotors.com/node/7751/html (Einladung zum EGM)
https://ir.sonomotors.com/sec-filings/sec-filing/6-k/0001171843-24-000491 (Protokollauszug SEC-Meldung Form 6-K vom 31.1.2024.)
Unterzeichnet wurde das Dokument - wohl ein letztes Mal - von Jona und Torsten.
Ecoreporter berichtet auch:
https://www.ecoreporter.de/artikel/sono-motors-zieht-insolvenzantrag-zur%C3%BCck/
Und (Achtung Spaß) - wer wissen will wie es weitergeht bei der N.V, Matthew McConaughey und Leonardo di Caprio erklären die Börse:
https://youtu.be/GzyX-REqpFI?si=A-uCX22DOaRDKdqH&t=107
Am Sion-Programm hat Yorkville kein Interesse. Und jetzt wäre der Weg auch frei, falls jemand doch noch das Ganze übernehmen wollte.
+++ SONO LEBT +++
Sono Solar scheint sich zu ordnen. Die Adresse der GmbH ist jetzt in der Bushalle, Waldmeisterstraße 93. Einige haben den Laden verlassen, auch aus der Solarsparte – und nun wird neu gesucht. Jan steht seit 16.1 zusammen mit Denis als Geschäftsführer im Impressum. Jan teilt Stellen auf LinkedIn und auf der Website stehen ebenfalls Stellen. Neulich wurden noch mehr gesucht, zum Beispiel der technische Vertrieb und Marketing, das ist wieder verschwunden. Wie aktuell das dort insgesamt ist, wissen wir dennoch nicht, denn nicht alles ist taufrisch. So werden zum Beispiel noch 402 Mitarbeitende (Stand: 2022) unter “join us” ausgewiesen.
https://sonomotors.com/de/imprint/ (Impressum)
https://sonomotors.jobs.personio.de/?language=de (Stellen)
Die Uhr tickt jetzt für Solar. Die versprochenen bzw. angekündigten Deals sollten auch abgeschlossen werden, die Insolvenz ist nun ja abgewehrt. Haut rein, wenn Ihr ein marktfähiges Produkt habt. Ein Jahr kann mit dem Geld von Yorkville noch gearbeitet werden, das ist sicher. Danach ist alles offen. Ein umsetzungsstarker Vertrieb ist jetzt wichtig.
https://sonomotors.jobs.personio.de/?language=de
https://sonomotors.com/de/imprint/
+++ LIGHTYEAR +++
Auch Lightyear – das Sono Paralleluniversum aus den Niederlanden – hat nun das endgültige Aus vom Auto und Konzentration auf Solarintegration für andere verkündet. Die Führung wurde auch da komplett ausgetauscht.
Es gibt kein Geld derzeit für solche Investitionen und dann muss man aufhören.
https://www.elektroauto-news.net/news/lightyear-solarauto-paneele
+++ ELECTRIC BRANDS +++
Auch XBUS / Evetta ist pleite. ElectricBrands hat sich größtenteils über Crowdfunding finanziert. Aktuell seien für den XBus über 17.295 Vorbestellungen mehr als 1 Mio. Euro eingesammelt worden. Über ein Schutzschirm-Verfahren versucht man, sich zu sanieren.
Heise berichtet, und erwähnt dabei Sono – und liegt dabei überraschend inhaltlich auf dem Stand von vorgestern:
Denn solange ein Start-up mangels Produkten noch keine Einkünfte generieren kann, ist eine Insolvenz nur mit Geld von Investoren überwindbar. In der Regel werden Geldgeber Start-ups in solchen Schwierigkeiten allerdings meiden. Beispielhaft dafür war zuletzt das Unternehmen Sono Motors, das mit seinem Elektroautomodell Sion nicht aus einer vergleichbaren Situation herauskam – trotz eines bereits stabil und erfolgreich expandierenden zweiten Geschäftsfelds.
Sono ist aus dem Schutzschirm rausgekommen dank Investor. Ob das Solar Business von Sono stabil und expandierend ist, muss man erst noch sehen.
Für das XBUS-Team tut es uns leid – wir wünschen alles Gute. Auch für euch gilt, ihr habt’s versucht.
https://streaming.electricbrands.de/public/de/
Die Pleiten von jungen Firmen für praktische Autos sind im aktuellen Marktumfeld kaum mehr aufzuhalten. Der Trend in E-Mobility-Investitionen ist abgeebbt.
Und bei Ebbe sieht man eben schnell, wer keine Badehose an hat.
+++ BIDI MARKTDYNAMIK +++
China will BIDI-Pilotprojekte in 2025 starten und ab 2030 marktreif sein. Auch da geht also nicht alles blitzschnell.
“Bis 2025 ist die Einführung eines nationalen technischen Standardsystems für die Fahrzeug-Netz-Interaktion und eines Tarifmechanismus' für das bidirektionale Laden geplant.”
https://www.electrive.net/2024/01/04/china-will-netzintegration-von-e-autos-im-grossen-stil-vorantreiben/
Ein kurzer Ausflug in dem Zusammenhang zum Bundesverband Erneuerbare Energien (Bee) und unserem Wirtschaftsminister Robert Habeck, der seine Legislaturperiode “von rückwärts” betrachtet. Also 2025. Man ist dran und er hat wohl gemerkt, wo die Knackpunkte beim BIDI sind. Gridcodes und Verrechnung bezogener oder verteilter Strommengen brauchen wohl noch etwas.
Kurz und knapp stellt er sein Restprogramm dieser Legislatur vor (inkl. einem interessanten Satz zu Northvolt – Windstrom als Standortvorteil – nächstes Thema).
Klingt nach mehr: Spannend und geschickt ist die Art der Erzählung des Bundeswirtschaftsministers “Legislaturperiode von hinten” mit anderen Worten, was die Regierung jetzt meint, Ende 2025 erreicht zu haben. Da kommt dann eben auch Bidi vor. Schaun wir mal.
Herbert Diess, der ehemalige VW-Konzernchef, wird Anfang 2024 neuer Vorsitzender des Verwaltungsrats von The Mobility House. Diese setzen bisher auf Zwischenspeicher, Nachfragemanagement und ein Punktekonto zum Stromzahlen “Eyond” war das Stichwort (hatten wir in #47/2023). V2G ist die Zukunft und The Mobility House will dies mit einem Unternehmen der Renaultgruppe “Mobilize” und dem neuen Renault 5 in 2024 in Frankreich und Deutschland angehen.
“Die neuesten Elektroautos sind schon V2G-fähig. Ich freue mich darauf, diesen disruptiven Wandel des Energieökosystems gemeinsam mit The Mobility House zu gestalten und zu beschleunigen. Ein großartiges Ziel, wie es der Gründer Thomas Raffeiner von The Mobility House formuliert: am Ende werden die Elektroautos kostenlos und emissionsfrei fahren“, erklärt Diess.”
Stefan Möller von nextmove war bei Dr. Piepenbrink von E3/DC, dem Speicher-Premiumhersteller, übrigens mit Moosdeko am Standort …
Das Video ist ein guter Überblick über die Problematiken bidirektionalen Ladens. E3/DC setzt auf DC/CCS BIDI (Gleichstrom), da damit die Fahrzeugseite sich nicht um die grid codes kümmern muss und es überall funktioniert. Außerdem sind es weniger Wandlungs-Verluste. Es kommen viele interessante Inhalte rüber. Bei E3/DC kann man sich zunächst für BIDI bewerben und es werden ca. 10.000 Euro für das DC System aufgerufen, also noch nichts für jedermann. Zudem braucht es dafür Fahrzeuge des VW Konzerns (Audi und Porsche gehen nicht, falls Ihr euch da Hoffnung gemacht habt).
https://www.youtube.com/watch?v=1UymTdJkXwo
+++ NORTHVOLT +++
Im hohen Norden fließt Geld für eine Einzelmaßnahme, um Investitionen in Deutschland zu halten. Die als Start-Up ab 2016 tätigen Schweden hätten auch in den USA gebaut. Mindestens 3000 Arbeitsplätze bringt die 4,5 milliardenschwere Investition in die neue Batteriefabrik nun nach Heide/ Dithmarschen/Schleswig-Holstein (Habeckland).
Kein Scam (also hoffentlich) – und eine Einzelförderung, Northvolt bekommt direkt 700 Mio. von Bund und Land plus 203 Mio. Garantien. Die EU-Kommission hat im Januar zugestimmt. Windstrom kann direkt genutzt werden und muss gar nicht erst nach Bayern.
Ein bisschen frustrierend ist es schon bei der Anfrage von Sono kam vom Habeck die Antwort, man würde keine Einzelinvestitionen machen, dafür gebe es Förderprogramme, auf die alle gleichermaßen Zugriff haben. Geht also doch, auch als Einzelmaßnahme.
Fairerweise muss man sagen – die Sache liegt hier etwas anders als es bei Sono gewesen wäre: Das Unternehmen selbst investiert ein Mehrfaches aus eigener Kraft. Wobei auch Sono in den Sion nicht nur die 50 Mio. von der Community investiert hat, sondern auch 300 Mio. aus dem Börsengang.
Es scheint zudem eine Ausnahmegenehmigung von Anfang Dezember trotz der Haushaltssperre zu geben. Und – wohl nicht unbedeutend – größter Anteilseigner ist VW mit über 60 % lt. Handelsblatt. Einige sind dann doch gleicher.
Funfact in dem Zusammenhang u.a. die Marke “Make oil History” neben weiteren Batteriemarken, die der schwedische Mutterkonzern angemeldet hat.
https://www.northdata.de/?id=6502272346
https://www.handelsblatt.com/themen/northvolt (VW Anteile)
https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-01/elektroautos-northvolt-batteriezellenfabrik-schleswig-holstein (Meldung Januar)
https://www.golem.de/news/akkuzellfabrik-politik-gibt-gruenes-licht-fuer-northvolt-fabrik-2312-179979.html (Ausnahmeregelung)
Schleswig-Holstein ist übrigens auch anderswo weit voraus, auch LORAWAN (ein Internet für kleinere Datenmengen) ist da jetzt flächendeckend vorhanden und das IoT kommt so voran.
Danke an Carsten für den Hinweis.
+++ FUN FACT +++
Der Dienstweg ist der längste mögliche Weg zwischen zwei Punkten.
Als Beleg bekamen einige Community-Mitglieder am 1.2. eine Email aus einer längst vergangenen Zeit. Rückblick: Beim Ende vom Sion wurde aus der Community vor knapp einem Jahr eine Petition gestartet, ob die Politik nicht der Startup-Szene aus Deutschland helfen könnte, um den Kapitalbedarf bis zur Serienproduktion zu decken. Schließlich ging es um 400 Arbeitsplätze, 60 Mio. von der Community (von denen eh gleich 10 Mio. an den Staat gegangen wären in Form von Mehrwertsteuer).
786 Unterschriften wurden damals gesammelt. Kaum wartet man ein Jahr, ist die Petition auch schon einen Schritt weiter und wurde am 1.2.2024 an den Bundestag weitergeleitet. Folgende Mail erreichte uns:
Liebe Unterstützende,
openPetition hat die von Ihnen unterstützte Petition offiziell im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eingereicht. Jetzt ist die Politik dran: Über Mitteilungen des Petitionsausschusses werden wir Sie auf dem Laufenden halten und Informationen transparent in den Petitionsneuigkeiten veröffentlichen. [...]
Mit besten Grüßen
das Team von openPetition
Irgendwie erinnert mich das an meine Bundeswehrzeit (ich gehöre noch zur Generation die hin musste). Da wurde in Erding auf einmal ein Fundament ausgehoben für einen Hallen-Anbau - obwohl die Halle Jahre vorher schon abgerissen wurde.
Schönen Februar und bleibt gesund.
Asti und Sebastian
— nächste News #3 am 3. März 2024 —