Antworten aus dem Gläubigerausschuss zum Insolvenzplan
Uns erreichte als Replik zu der von der SonoSolarMobility-Initiative an einige Reservierer versandten Mail am Samstagabend (16. Dezember 2023) folgende erläuternde Mail von den Vertretern der Reservierer im Gläubigerausschuss – Harald Hübner (Offcon) und Marc Gericke (Rechtsanwalt).
Wir geben den Inhalt hier umkommentiert wieder.
Diskussion und thematische Kommentierung bitte unter der Wochenkolumne (hier) oder wie immer in der Facebook-Gruppe.
Liebe Mitglieder der Sono-Community, liebe Gläubiger der Sono-Insolvenz,
gestern um 22:00 ging bei vielen der Community eine Email der „Sono Solar Mobility Community“ (im Folgenden „Initiative“) ein. Diese Mail war nicht unterschrieben, es scheint aber, dass der Verantwortliche für den Internetauftritt https://www.sonosolarmobility.de/impressum-und-datenschutzhinweise ebenfalls für den Inhalt der Email verantwortlich zeichnet.
Die Mail ruft dazu auf, den Insolvenzplan auf der Gläubigerversammlung abzulehnen, da die Interessen der Community darin nicht hinreichend berücksichtigt würden. Begründet oder erklärt wird das nicht.
Wir, Rechtsanwalt Marc Gericke und Kapitän Harald Hübner sind als Vertreter der Anzahler, also der Community, Mitglieder des Gläubigerausschusses. Als solche haben wir den Prozess bis zum Insolvenzplan „aus der ersten Reihe“ verfolgt. Derzeit ist der vorgelegte Insolvenzplan das beste für die Anzahler, was auf dem Tisch lag und liegt.
Die „Initiative“ hat in der Email zwar berichtet, in „weit vorangeschrittenen“ Verhandlungen mit einem Investor zu stehen, aber kein Konzept und keine Zahlen bereitgestellt.
In Anbetracht der Zeit, die alle Bieter hatten, halten wir diesen Zug für unseriös!
Nun werden Gläubiger aufgefordert, Vollmachten gegen den Insolvenzplan zu erteilen, obwohl niemand weiß, was die „Initiative“ vorhat, welchen Investor sie angeblich ins Boot holen und wie viel Geld dieser mitbringt. Keine Aussage über eine mögliche bessere Quote.
Wenn es auf der Gläubigerversammlung tatsächlich dazu kommt, dass der Insolvenzpban abgelehnt wird, wird unserer Einschätzung nach folgendes passieren:
Zum Jahresende werden erneut alle Mitarbeiter entlassen.
Das Unternehmen Sono Motors wird zerschlagen und alle Wertgegenstände verkauft.
Vom Erlös werden zunächst die Forderungen von Banken, dem Sachwalter etc. befriedigt.
Im (aus Sicht der Community) besten Fall würde jemand (vielleicht die „Initiative“) das Sion Projekt aus der Insolvenzmasse kaufen.
Die Quote, die für die Reservierer verbleibt, wird marginal sein und es wird auch keine Aussicht auf eine zweite Quote geben, wie beim Yorkville Deal.
Eine seriöse „Initiative“ würde unseres Erachtens mindestens folgendes vorlegen, bevor sie zum Boykott des Insolvenzplanes aufruft:
Business-Plan (Wie sieht das Konzept und das Geschäftsmodell aus?)
Gesellschaftsstruktur (welche Gesellschaftsform, Gesellschafter, Anteile etc.)
Finanz- und Liquiditätsplan für mindestens die nächsten zwei Jahre
Aussicht auf die „Insolvenzquote“ der Reservierer
Da wir im Gläubigerausschuss die Interessen der Reservierer vertreten, hätten wir eine Kontaktaufnahme durch die „Initiative“ erwartet, damit wir mit dem Wissen aus dem Ausschuss die Vor- und Nachteile einer Variante mit der „Initiative“ hätten bewerten und ggf. eine Empfehlung aussprechen können. Dies ist leider nicht geschehen.
Deshalb hat RA Gericke die „Initiative“ am Samstag mit eben diesen Fragen angeschrieben. Leider gab es bisher keine Reaktion darauf.
Wir glauben nicht, dass es der „Initiative“ gelingen wird, noch bis zur Abstimmung Klarheit über wichtige Fragen zu schaffen und eine geordnete Umsetzung herbeizuführen..
Wir fragen uns also tatsächlich, was das Ziel des aktuellen Strebens ist.
Dabei kommen uns folgende Fragen:
Wer steckt mit welchem Interesse dahinter?
Will die „Initiative“ lediglich aus der Zerschlagung von Sono das Sion Projekt kaufen?
Was passiert mit der „Insolvenzquote der Reservierer?
Zu 1. haben wir keine Antwort, die kann nur die „Initiative“ liefern.
Zu 2. das halten wir für sehr wahrscheinlich, denn einen anderen Weg sehen wir tatsächlich nicht.
Zu 3. was hätten die Reservierer davon? So ziemlich nichts, denn das Sion Projekt würde für ziemlich wenig Geld aus der Masse verkauft werden, was kaum einen Einfluss auf die „Insolvenzquote“ hätte und diese würde dann deutlich geringer ausfallen, als beim aktuellen „Yorkville Deal“.
Diese „Initiative“ kurz vor Toresschluss, ohne klares Konzept und ohne Zahlen halten wir für unseriös und fragen uns, wer da wirklich verdienen will.
Da wären auch die „Hintermänner“ der „Initiative“, die aus dem Verborgenen arbeiten und ein undurchsichtiges Geschäft propagieren. Vielleicht hofft man auf den Ausverkauf und billiges Erwerben des Sion Projektes, um dieses dann (ohne Beteiligung der Gläubiger) lukrativ weiterzuführen.
Unser Vorschlag wäre hier eine Art Kompromiss:
Der Insolvenzplan wird angenommen.
Yorkville stützt Sono, wie im Insolvenzplan aufgeführt.
Die „Initiative“ kauft das Sion Projekt, welches ja weiterhin losgelöst zum Verkauf steht und sorgt damit für eine Verbesserung der „Insolvenzquote“.
Alles andere ist aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt destruktiv und zum Nachteil der Gläubiger aus dem Kreis der Anzahler.
Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass Herr RA Gericke als Vertreter der Anzahler im Gläubigerausschuss bereit ist, die Stimmvertretung in der Gläubigerversammlung für alle Gläubiger aus dem Kreis der Anzahler die er ja eh bisher vertreten hat, kostenlos auf der Gläubigerversammlung zu vertreten. Als Mitglied des Gläubigerausschusses nimmt RA Gericke sowieso an der Versammlung teil, weshalb durch die Vertretung weiterer Gläubiger keine Mehrkosten entstehen. Im Übrigen dient dies der Möglichkeit der Stimmrechtswahrnehmung für Reservierer, die nicht die Möglichkeit haben, selbst an der Gläubigerversammlung teilzunehmen.
Marc Gericke
Harald Hübner